In der Ersten Vesper zum Hochfest Christkönig, am 21. November 2021 hatten wir die Freude unseren Postulanten, Paul Sandmaier in das Noviziat aufzunehmen.
Frater Josef Maria Sandmaier OSB wurde durch unseren Hwst. Herrn Abt Thomas M. Freihart OSB eingekleidet.
Ansprache zur Einkleidung
„Christus, dem wahren König“ (RB prol 3)
Lieber Paul! Liebe Mitbrüder! Liebe Mitchristen!
Aus den Dialogen des hl. Papstes Gregor des Großen wissen wir: Benedikt lebte als Student einige Jahre in der Stadt Rom. In dieser Zeit hat er wohl auch die großen frühchristlichen Basiliken wie St. Peter, den Lateran, St. Paul vor den Mauern gesehen, die mit herrlichen Mosaiken geschmückt waren.
In der Apsis wurde meist Christus als der Pantokrator, als der Allherrscher, dargestellt. Er kommt am Ende der Zeiten wieder, um die Welt zu richten und die Vollendung des Reiches Gottes heraufzuführen.
Wenn auch St. Benedikt der Stadt Rom bald den Rücken gekehrt hat, scheint sich doch in seiner Seele das Bild des Christus Pantokrator, des Christus König, tief eingeprägt zu haben. Denn gleich zu Anfang seiner Regel, im Prolog, schreibt er:
„An dich richtet sich jetzt mein Wort, wer immer du bist, wenn du dem Eigenwillen entsagst und die starken, glänzenden Waffen des Gehorsams ergreifst, um Christus, dem Herrn, dem wahren König, zu dienen“ (RB prol 3).
Mit diesen Worten spricht der heilige Benedikt heute auch Dich, lieber Paul, an. Er lädt Dich ein, dem Ruf Christi, des wahren Königs, zu antworten und Dich einzuüben, ihm nachzufolgen und ihm zu dienen. Darum nehmen wir Dich als Novizen in unsere Gemeinschaft auf. Auch äußerlich, durch den Habit, wird Dir deutlich, dass Du den Weg der Nachfolge Jesu mit uns gehen möchtest als Mönch.
Wenn wir gerade am heutigen Festtag Christus als König feiern, ist es ein Bekenntnis zur Gottheit Jesu Christi, der für uns Mensch geworden. ER hat sich für uns erniedrigt und Gott hat ihn erhöht in seiner Auferstehung. Darum ist der Kyrios, der Herr, der wahre König. Als solcher hat er Macht. Sie ist es auch, die Menschen ruft und beruft. „Komm, folge mir nach!“ Nur diese liebende göttliche Macht darf Menschen an sich ziehen und an sich binden.
Dieser Art von Macht darf ich mich getrost überlassen, ihr mein ganzes Leben übergeben. Denn sie ist nicht wie die Macht der Herrscher und Könige dieser Welt. Sie will nicht unterdrücken und zerstören. Sie baut auf. Sie macht mein Leben ganz, lässt es gelingen.
Diese Gewissheit darf ich vor allem auch dann haben, wenn mein Wille, vor allem der Eigenwille, durchkreuzt wird, wenn ich im Gehorsam Wege geführt werde, die ich eigentlich nicht will.
Der Herr lädt uns in der Nachfolge ein, dass wir nicht mehr ewig nach uns selbst umschauen. Nicht mehr darauf bedacht sind, dass das wird, was ich möchte. Dann sind wir nämlich in einer ewigen Sorge verfangen und können nie zufrieden werden. Er sagt uns: Überlass doch deinen Willen, deine Sorgen mir, ich kümmere mich schon um dich. Wir dürfen unseren Willen ihm lassen. Da ist er gut aufgehoben. Der Herr ist nicht vergesslich, und er ist nicht schwach oder schwankend. Wir können unseren Willen getrost bei ihm hinterlegen und so gelassen und frei werden. Dafür können wir seinen Willen, das Wichtigste in dieser Welt, anzunehmen versuchen. Der Herr sagt uns ja zu: “Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. …” (Joh 15,4) Wir dürfen den Herrn, den König, zum Freund haben. Dieses Sich-Hineinbegeben in sein Leben, das ist Freundschaft, die jeden Tag neu errungen sein will, damit sie immer tiefer wird.
Liebe Mitbrüder! Es muss uns mit Freude und Dankbarkeit erfüllen, dass wir heute einen Novizen in unsere Gemeinschaft aufnehmen können, weil es gerade in unseren Tagen nicht selbstverständlich ist. Wir werden an unseren eigenen Anfang erinnert und das soll unseren Eifer von damals wieder aufleben lassen, damit er im Trott des Alltags nicht untergeht. Gleichzeitig verpflichtet es uns, dass der Novize mit uns den Weg der Nachfolge einüben kann. Es fordert unser brüderliches Mitgehen und Verständnis, es verlangt unser gelebtes Vorbild.
Es soll aufscheinen: Jesus Christus darf in meinem Leben König sein, in meinem Denken, in meinem Wollen, in meinem Handeln. Er darf über mich verfügen. Der Liebe zu Christus will ich nichts vorziehen. Amen.