Hochwasserschutz Kloster Weltenburg 2006

Ein­wei­hung des Hochwasser­schutzes 

hochwasserschutz01“Wenn wir heute den Hochwasser­schutz ein­wei­hen kön­nen, dann ist das ein geschichtlich­es Ereig­nis. Jede Gen­er­a­tion der Mönche in der 1400jährigen Geschichte des Klosters musste mit der Gefahr der Über­flu­tung durch die Donau leben und mit ihr zurecht kom­men Immer wieder wurde das Kloster wurde auch vom Hochwass­er heimge­sucht und hat­te Zer­störun­gen und Schä­den zu bekla­gen. Mit den im zurück­liegen­den Jahr aus­ge­führten Maß­nah­men ist eine ständi­ge Bedro­hung für die Kloster­an­lage geban­nt. Meine Mit­brüder und mich sowie alle, die hier leben und arbeit­en, die Kloster­schenke und die Kloster­brauerei, erfüllt darum an diesem Tag Freude und Dankbarkeit. Der errichtete Schutz gibt uns das Gefühl der Sicher­heit und lässt uns kün­ftig ruhiger schlafen.” meinte Abt Thomas M. Frei­hart, als er die Fest­gäste begrüßte, die zur Ein­wei­hung des Hochwasser­schutzes am 12. Okto­ber 2006 gekom­men waren. Unter ihnen waren Staatsmin­is­ter Dr. Wern­er Schnap­pauf, Bay­erisches Staatsmin­is­teri­um für Umwelt, Gesund­heit und Ver­brauch­er­schutz, Lan­drat Dr. Hubert Fal­ter­meier, Kel­heim, Bürg­er­meis­ter Fritz Math­es, Kel­heim, der Leit­er des Wasser­wirtschaft­samtes Land­shut, BD Johannes Schmuk­er, die Plan­er, Architekt Arnulf Magerl und Sta­tik­er Anton Land­graf, sowie die aus­führen­den Firmen. 

 

hochwasserschutz02Ein weit­er Weg, der nach dem Hochwass­er im August 2002 seinen Anfang genom­men hat­te, ist an sein Ziel gekom­men. Kaum waren die enor­men Schä­den des Pfin­gsthochwassers 1999 behoben, war dieses Ereig­nis eine “böse Über­raschung” und machte die ständi­ge Bedro­hung erneut bewusst. So begann man die Möglichkeit­en eines Hochwasser­schutzes für das Kloster näher zu prüfen. Einge­hende Unter­suchun­gen von Seit­en der Wasser­wirtschaft erbracht­en schließlich als Ergeb­nis die Durch­führbarkeit des Schutzes gegen ein hun­dertjähriges Hochwass­er. Pos­i­tiv kon­nte auch die Frage beant­wortet wer­den, dass die Aus­führung mit einem vertret­baren und ver­hält­nis­mäßigem finanziellem Aufwand geschehen kann. Gegen Ende 2005 wurde mit dem Bau­maß­nah­men begonnen, die zügig inner­halb eines knap­pen Jahres durchge­führt wurden. 
Nach der Fes­trede des Staatsmin­is­ters erfle­hte der Abt den Segen Gottes für die Hochwasser­schutzbaut­en. Gemein­sam mit dem Min­is­ter und dem Lan­drat legte er einige Damm­balken auf als Zeichen der offiziellen Inbe­trieb­nahme des Flutschutzes. 

Hochwasser­schutz 

hochwasserschutz05Das welt­berühmte Kloster Wel­tenburg liegt am Ein­gang der Wel­tenburg­er Enge — einem Durch­bruch durch den anste­hen­den Jurafelsen, den sich die Donau im Laufe der Jahrtausende geschaf­fen hat. 

 

Das Kloster Wel­tenburg wurde erst­mals um das Jahr 600 von den iroschot­tis­chen-kolum­ban­is­chen Wan­der­mönchen Eusta­sius und Agilus von Luxeuil gegrün­det, und ist somit die älteste klöster­liche Nieder­las­sung Bayerns. 
Das derzeit vorhan­dene Kloster mit der berühmten Asamkirche wurde vor 200 Jahren von den Gebrüdern Asam unter dem dama­li­gen Abt Mau­rus Bächl erbaut. Seit Mitte des 19.Jahrhunderts ste­ht das Kloster unter Denkmalschutz. Auf­grund sein­er unmit­tel­baren Lage an der Donau lebte die Abtei Wel­tenburg schon immer mit Hochwässern. 

In den let­zten 6 Jahren war dieser Donauab­schnitt des öfteren von sel­te­nen Hochwasser­ereignis­sen betrof­fen. Am härtesten betrof­fen war das Kloster vom Pfin­gsthochwass­er 1999. 

Am Pegel Kel­heim wurde ein Hochwasser­stand von 8 Metern erre­icht. Das Wass­er drang im Mai 1999 durch alle Erdgeschoss­fen­ster in das Kloster ein. Der Innen­hof mit Brauerei und Kloster­schenke wurde kom­plett über­flutet — in der welt­berühmten Asamkirche stand das Wass­er ca. einen hal­ben Meter hoch. 

Der Schaden wurde auf ca. 1,5 Mio. € bez­if­fert. Vertei­di­gungs­maß­nah­men waren 1999 nicht mehr erfolgreich. 
Im August 2002 und 2005 kon­nten durch mas­siv­en logis­tis­chen Aufwand größer­er Schä­den abge­wandt wer­den. Das West- und das Nord­tor des Klosters, sowie die Fen­ster wur­den mit Sand­säck­en ver­bar­rikadiert. Unter Leitung der Feuer­wehr wur­den rund 80 000 Sand­säcke zum Schutz vor den Wasser­massen einge­set­zt. Das über den Unter­grund einge­drun­gene Wass­er im Innen­hof wurde von den Hil­f­skräften abgepumpt. 
Um solche Katas­tro­phen in Zukun­ft zu ver­mei­den, wurde das Wasser­wirtschaft­samt Land­shut beauf­tragt die Mach­barkeit eines Hochwasser­schutzes für dieses denkmalgeschützten Klein­od zu unter­suchen. Ein herkömm­lich­er Hochwasser­schutz mit Deichen und Mauern würde der Bedeu­tung dieses Ensem­bles in sein­er exponierten Lage nicht gerecht werden. 

Unter­suchun­gen zeigten, dass die meter­dick­en Mauern des Klosters dem Hochwass­er grund­sät­zlich stand­hal­ten kön­nen. Daher entschloss man sich in Abstim­mung mit der Abtei und dem Denkmalschutz lediglich die vorhan­de­nen oberirdis­chen und unterirdis­chen Öff­nun­gen zu verschließen. 
Dazu gehören die Fen­ster im Erdgeschoss, Türen und Zugangs­bere­iche des Klosters — sowie eine Abdich­tung des durch­läs­si­gen kiesi­gen Untergrundes. 

Für die Unter­suchung der Grund­wasserver­hält­nisse, dem möglichen Ein­fluss auf den Brauereibrun­nen, sowie Ermit­tlung der notwendi­gen Pumpleis­tung wurde ein Grund­wasser­mod­ell bei der Tech­nis­chen Uni­ver­sität München beauf­tragt. Eine Unter­grund­ab­dich­tung bis zum anste­hen­den Fels in bis zu 10 Metern Tiefe ver­hin­dert den Hochwasseran­drang der Donau über den Unter­grund. Für den ständi­gen Grund­wasser­aus­tausch wird ein etwa 150 qm großes Fen­ster in der Unter­grund­ab­dich­tung am Nord­tor ange­ord­net. Gewählt wurde eine Abdich­tung im Hochdruck­in­jek­tionsver­fahren um das ganze Kloster herum — anbindend an die Fun­da­mente Dabei wird ein Wass­er-Zement­gemisch unter Hochdruck, das heißt mit bis zu 400 bar, in den Unter­grund gepresst. Dort verbindet es sich mit dem anste­hen­den Kies und Sand zu ein­er durchge­hen­den etwa 1,50m starken säu­len­för­mi­gen Dicht­wand. Für das Ein­brin­gen der Dicht­wand war eine kom­plette Neuord­nung der Binnenen­twässerung und aller son­sti­gen Sparten notwendig. Für die Entlüf­tung der Fun­da­mente und des Mauer­w­erks wur­den spezielle Maß­nah­men gemäß den Erfordernissen des Denkmalschutzes ergrif­f­en. Die Binnenen­twässerung wurde gemäß den Ergeb­nis­sen des Grund­wasser­mod­ells an ein­er Stelle gesam­melt. Im Hochwasser­fall wird dann der freie Aus­fluss zur Donau abgeriegelt und das anfal­l­ende Nieder­schlags — und Grund­wass­er von einem zen­tralen Pump­schacht vor dem Nord­tor abgepumpt. Das Sys­tem ist auf eine Pumpleis­tung von max­i­mal 250 Liter pro Sekunde aus­gelegt. Durch zusät­zliche Ableitungs­gräben auf dem Frauen­berg soll ver­hin­dert wer­den, dass das dort anfal­l­ende Nieder­schlagswass­er in den Klosterin­nen­hof gelangt und eben­falls abgepumpt wer­den muss. 

 

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Oberirdisch ist es notwendig im Hochwasser­fall Damm­balken­ver­schlüsse an den Zugangs­bere­ichen zu mon­tieren. Am Nord­tor wurde die einge­baute Dicht­wand in das Fun­da­ment für den Damm­balken inte­gri­ert und mit Eisen­trägern verstärkt. 
Auf­grund der großen Höhe von 3,50 Metern des zu mon­tieren­den Damm­balkens und der damit ver­bun­de­nen Belas­tung von Hochwass­er wurde das Fun­da­ment zusät­zlich mit 15 Meter lan­gen Pfählen rück­ver­ankert — Hier der fer­tig betonierte Fun­da­ment­balken mit den einge­baut­en Anschlüssen für die Dammbalkenstützen! 

 

Bei Hochwasser­war­nung wird die mobile Schutzwand von der frei­willi­gen Feuer­wehr Kel­heim aufge­baut. Beim erst­ma­li­gen Probeauf­bau kon­nte dies in weniger als 2 Stun­den erledigt wer­den. Da die Kloster­mauern keine Las­ten aufnehmen dür­fen wurde in Absprache mit dem Denkmalschutz für die Ein­bindung der Rand­stützen eine beson­dere Kon­struk­tion gewählt. 

 

Über das West­tor läuft die Ver­sorgung des Klosters mit Strom, Wass­er und Gas. Deshalb waren hier beson­dere Vorkehrun­gen bei der Fun­da­men­tierung der mobilen Schutzwand zu tre­f­fen. Das Sys­tem mit den pass­ge­nau zur Ver­fü­gung ste­hen­den Damm­balken bedeutet bei zukün­fti­gen Ein­satzfällen eine erhe­bliche Arbeit­ser­le­ichterung für die Hilfskräfte. 
Zusät­zlich zu den Zugang­storen müssen bei dro­hen­dem Hochwass­er auch die 55 Fen­ster im Erdgeschoss von außen abgedichtet wer­den. Auch die 12 Keller­fen­ster wer­den mit einem Ver­schluss gesichert. 

 

hochwasserschutz04Im Zuge der Auss­chrei­bung ließ das Wasser­wirtschaft­samt Land­shut sich von ver­schiede­nen Her­stellern Pro­to­typen der Ver­schlüsse anfer­ti­gen. Diese Pro­to­typen wur­den an der Uni­ver­sität der Bun­deswehr in München unter Voll­be­las­tung getestet. Während des Ein­brin­gens der Dichtwände kam ein kleineres Hochwass­er die Donau herab und über­schwemmte kurzzeit­ig die Baustelle. Nen­nenswerte Schä­den ent­standen nicht. Auch in Zukun­ft wird die Zufahrtsstraße zum Kloster regelmäßig von Hochwassern betrof­fen sein. 
Ein Ein­drin­gen in die Gebäude wird zukün­ftig bis zum hun­dertjährlichen Hochwass­er verhindert. 

 

(mit fre­undlich­er Genehmi­gung des Wasser­wirtschaft­samtes Landshut)