Liebe Mitbrüder und Mitschwestern unseres Ordens,
liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter unseres Klosters,
heuer werden wohl alle Jahresrückblicke, die Sie zu lesen bekommen, unter dem einen großen Thema „Corona“ stehen. Auch wenn Sie vielleicht deshalb schon gar nichts mehr über die Covid-19-Pandemie hören bzw. lesen wollen, bleibt es nicht aus, auch aus unserem Kloster hierüber zu berichten.
Zu Beginn des Berichtsjahres konnte keiner etwas davon ahnen. So füllten fast 300 Zuhörer am 29. November die Klosterkirche, um beim Adventskonzert der Weltenburger Musikgemeinschaft dem Nachwuchschor der Regensburger Domspatzen zu lauschen.
Der gerade emeritierte Domkapellmeister Roland Büchner, der 25 Jahre die Domspatzen geleitet hatte, übernahm die musikalische Gestaltung unserer Christmette, zu der das Regensburger Vokalensemble „Passero“ unter der Begleitung von Blechbläsern gesungen hat.
Traditionell beginnen wir das neue Jahr mit unseren Konventexerzitien, zu denen zum dritten Mal als Referent Prälat Prof. Dr. Ludwig Mödl gekommen war. Er sprach über das Magnifikat im Kontext des Alten Testamentes. Er bietet auch jedes Jahr zweimal Exerzitien für Priester und Diakone im Rahmen unseres Kursprogramms an, die sehr gut besucht werden.
Anfang Februar gab es das erste Hochwasser. Die Freiwillige Feuerwehr Kelheim baute rechtzeitig den Hochwasserschutz auf.
Bald gab es Entwarnung, so dass am 13. Februar der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder mit den Ministern Thorsten Glauber und Michaela Kaniber zwischen Kloster und Donaudurchbruch die Einweihung des 1. Nationalen Naturmonuments in Bayern „Weltenburger Enge“ vornehmen konnte. Dazu wurden auch die Schautafeln auf dem Weg von der Schiffsanlegestelle zum Kloster erneuert.
Aufgrund der mittlerweile ziemlich veralteten Wasserleitungen im Klausur-bereich unseres Klosters kommt es immer wieder zu Schäden. So Anfang März, als aus einem Heizungsverteiler im Dachgeschoss heißes Wasser durch sämtliche Stockwerke drang und auch in einem Raum der Bibliothek erheblichen Schaden anrichtete. Ende November gab es einen weiteren Wasserschaden zu beklagen. Durch einen Rohrbruch in einem der Gästezimmer in der Prälatur drang Wasser durch die Decke in die Magdalenenkapelle ein und beschädigte dabei auch ein Deckenfresko.
Im Frühjahr war im gesamten Trakt St. Georg des Gästehauses wieder eine Großbaustelle. Aufgrund von mangelhafter Ausführung während der General-sanierung mussten in allen Gästezimmern die Bäder erneuert werden, da die Fugen undicht waren. Diese Arbeiten wurden termingerecht im Januar und Februar durchgeführt, so dass nach den vorgesehenen Wochen der Bauzeit die Reservierungen aufrechterhalten werden konnten und der Gästebetrieb wieder startete.
Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht zu erahnen, dass bald das Gästehaus und alle unsere anderen Betriebe und Einrichtungen geschlossen würden. Am 13. März war noch in den Medien die Eröffnung der Saison für die Schifffahrt groß angekündigt. Doch gerade an diesem Tag musste sie noch vor Beginn eingestellt werden. Viele Gruppen stornierten ihre Kirchenführungen, ihre Tagungen, Gastaufenthalte und Seminare. Schon drei Tage später kam der offizielle „Lockdown“. Gästehaus, Klosterladen, Schenke und Infozentrum wurden geschlossen. Für unsere Mitarbeiter meldeten wir Kurzarbeit an.
Bald wurden auch öffentliche Gottesdienste untersagt, so dass wir sowohl das Chorgebet als auch das Konventamt hinter verschlossenen Türen feiern mussten. Das war in den Kartagen und an Ostern besonders schmerzlich. Die Parkplätze blieben leer und nur vereinzelt kamen bei schönem Wetter einige Spaziergänger an die Donau, die auch einen Blick in den leeren Biergarten warfen. Sonst wären wohl in diesen Tagen, besonders in den Ferien, täglich Tausende zu Gast hier gewesen.
Nach späteren Lockerungen durfte unter speziellen Hygieneauflagen und Abstandsregeln eine kleine Anzahl an Besuchern wieder die Schenke, den Klosterladen, das Info-Zentrum und das Gästehaus besuchen. In der Kirche mussten wir Plätze für die Gottesdienstbesucher ausweisen.
Von unseren Mitarbeitern wurde Etliches abverlangt: Registrierungen für den Besuch der Schenke, stundenlanges Masken-Tragen, leider auch Aus-einandersetzungen mit ungeduldigen und unverständigen Gästen u.v.m. Aufgrund des großen Einsatzes unserer Angestellten in den verschiedenen Bereichen konnten auch unter den stark eingeschränkten Bedingungen unsere Betriebe wieder öffnen. Dafür möchten wir an dieser Stelle allen für ihr Engagement herzlich danken.
Bedingt durch den weiteren „Lockdown light“ im November schloss die Schenke bereits nach Allerheiligen. Im Gästehaus musste allen Gästen, Tagungen, Kursen usw. bis zum Jahresende abgesagt werden.
Dafür konnte im November die Innenrestaurierung der Frauenbergkapelle ihren Abschluss finden, so dass wir nächstes Jahr dort hoffentlich wieder Gottesdienste und Andachten feiern können. Die Restaurierung war möglich geworden durch großzügige Zuschüsse und Spenden. Dafür allen ein herzliches „Vergelt‘s Gott“.
In diesem Jahr vollendeten unsere beiden „ältesten“ Mitbrüder ihr 60. Lebensjahr. P. Gregor feierte im Februar groß seinen Geburtstag mit zahlreichen Gästen in Plankstetten, Abt Thomas beging ihn im kleinen Kreis des Konventes im April.
Am 20. Februar verstarb der frühere Dekan und Pfarrer von Mariä Himmelfahrt in Kelheim Hans-Josef Maier. Über viele Jahre war er uns sehr verbunden. Mit 70 Jahren ging er in den Ruhestand und wurde Kanoniker im Stiftskapitel Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle in Regensburg. Doch war ihm nur eine kurze Zeit im „Ruhestand“ beschieden.
Zu Beginn der Pandemie-Zeit starb plötzlich und unerwartet am 14. März Alfred Böschl. Als Künstler war er unserer Abtei über Jahrzehnte verbunden. Von ihm stammen der Benedikt-Brunnen in unserem Kreuzgarten, Ambo und Chorgestühl in der Klosterkirche, die künstlerische Gestaltung der Rezeption des Gästehauses, die Kreuze in den Seminarräumen und Zimmern sowie die 14 Stelen auf dem Frauenberg. Diese waren Teil der ersten „Weltenburger Spuren“, einer Ausstellungsreihe zeitgenössischer Kunst, die der Bildhauer initiiert und die er mehrmals rings um das Kloster organisiert hatte. Zu seinen Werken gehören auch das Grabmal der heiligen Anna Schäffer in Mindelstetten und die Altarinsel beim Besuch von Papst Benedikt XVI. in Regensburg. Wenige Wochen nach ihm verstarb ebenso plötzlich und unerwartet am 25. April auch seine Frau Gertraud. Für beide hielt Abt Thomas in Adlhausen aufgrund der Corona Maßnahmen nur im engsten Familienkreis die Beerdigung.
Am 16. März wurde im Alter von nur 57 Jahren Pfarrer Thomas Augustin von Reinstetten neben seinem Fahrrad am Straßenrand tot gefunden. Er hat über viele Jahre an unseren Konventexerzitien teilgenommen und auch kleine Auszeiten im Kloster verbracht. Der erste Konventausflug unseres Klosters führte auf seine Einladung hin auch in seine damalige Pfarrei Dischingen.
Am 4. April verstarb Abt Dr. Alcuin Nyirenda OSB, der erste Abt von Hanga in Tansania. Mehrmals war er zu Gast bei uns in Weltenburg und fühlte sich uns sehr verbunden. Nach Jahren in Sant‘ Anselmo (Rom) und in der Abtei Waegwan in Korea war er gerade erst in seine Heimatabtei zurückgekehrt, als er verstarb.
Aus dem Kreis der bei uns in der Erwachsenenbildung wirkenden Referenten ist am 8. Juni Prof. Dr. Klaus Berger im 80. Lebensjahr verstorben. Es waren schon die Themen für das kommende Kursprogramm mit ihm vereinbart. Zweimal pro Jahr zog er viele Zuhörer von nah und fern zu seinen Bibelseminaren nach Weltenburg.
Auch P. Prof. Dr. Walter Senner OP ist verstorben. Bis zu seinem 70. Lebensjahr war er Professor für Philosophie am römischen Angelicum. Erst vor einem Jahr war er nach seiner Emeritierung wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Während seiner Kurse hat er bei uns sonntags im Konventamt auch die Gottesdienstbesucher mit seinen lebendigen und humorvollen Predigten angesprochen.
Alle unsere Verstorbenen empfehlen wir der Barmherzigkeit Gottes. Mögen sie ruhen in seinem Frieden.
Wie in den Vorjahren möchten wir Sie wieder zu unseren Kursen im kommenden Jahr einladen. Einen Auszug des Kursprogrammes finden Sie im Anhang.
An Gottes Segen ist alles gelegen. Diesen wünschen wir Ihnen für das bevorstehende Weihnachtsfest und das kommende Jahr 2021.
Ihre Benediktiner der Abtei Weltenburg