Am 3. Oktober 2025, durften wir in der Benediktinerabtei Weltenburg mit großer Freude die Einkleidung unseres Postulanten Jonathan Puls begehen.
In der feierlichen Vesper wurde Frater Johannes Maria Puls OSB durch unseren Hochwürdigsten Herrn Abt Thomas M. Freihart OSB eingekleidet.
Predigt zur Einkleidung
Der Jünger, den Jesus liebte …
Lieber Jonathan! Liebe Mitbrüder!
Liebe Angehörige und Freunde unseres Postulanten!
Schwestern und Brüder im Herrn!
Cosmas Damian Asam, der Architekt und Maler unserer Klosterkirche, hat auch in anderen Benediktinerklöstern gearbeitet und große Kunstwerke geschaffen, so in Michlfeld in der Oberpfalz. Dort hat er Fresken und das große Altarbild des Hochaltares gemalt. Es zeigt das letzte Abendmahl. Hier kommt es Asam auf den Patron der Kirche an, auf den Jünger, „den Jesus liebte …“, der an der Brust des Herrn ruht. So lautet nämlich die lateinische Inschrift im Bild des Hochaltares. Sein Name wird im Evangelium nicht genannt.
Diese Tatsache ermöglicht es, dass jeder von uns seinen eigenen Namen einsetzen kann. Dieser Jünger wird so zu einer exemplarischen Gestalt. An ihr können wir ablesen, was Jüngersein, was Nachfolge bedeutet. Jeder kann ein Jünger werden, den Jesus liebt.
Die Tradition hat von frühester Zeit an in diesem Jünger Johannes, den Sohn des Zebedäus und den Bruder des Jakobus, gesehen.
Schauen wir auf die Stunde der Berufung am See von Genesareth. Johannes ist unter den ersten, die Jesus ruft. Johannes der Täufer steht am Jordan mit zweien seiner Jünger, Andreas und Johannes. Er tut etwas Ungewöhnliches für Menschen, etwas Großes! Er weist seine Jünger hin auf einen anderen, auf Jesus: „Seht, das Lamm Gottes!“ Er gibt seine Jünger frei für den anderen. IHM will er den Weg bereiten. Der Hinweis des Täufers setzt die beiden in Bewegung. Sie gehen hinter Jesus her, sie folgen ihm nach, im ganz wörtlichen Sinn. Sie suchen in Kontakt mit ihm zu kommen. Hier wird eine Beziehung entstehen, die nie mehr aufhören wird, die ihr ganzes Leben verändern wird. Diese Begegnung prägt sich ihm so tief ein, dass er noch nach Jahrzehnten sich genau erinnert und schreibt: Es war um die zehnte Stunde und sie blieben jenen Tag bei ihm.
Wir schauen in dieser Stunde auf IHN, der auch Dich, lieber Jonathan ruft: Wir schauen auf Jesus Christus: Er ruft Dir zu: Komm, folge mir nach!
Du möchtest dem Herrn die Antwort der Liebe auf seinen Ruf geben. Er ist an Dich ergangen durch vielerlei Ereignisse und Begegnungen in Deinem bisherigen Leben. Du möchtest Dich einüben in den Weg der Nachfolge. Darum nehmen wir Dich als Novizen in unsere Gemeinschaft auf. Auch äußerlich, durch den Habit, wird Dir deutlich, dass Du den Weg der Nachfolge Jesu mit uns gehen möchtest als Mönch.
Dieses Nachgehen hinter dem, der vorangeht, ist Schritt für Schritt zu vollziehen. Nachfolge ist also nicht ein Akt, der ein für alle mal gesetzt ist und dann abgeschlossen wäre. Ich muss mit dem Herrn weiter wollen, der stets neu in den Gehorsam hineinruft. Ich muss immer wieder von neuem fragen: Was will der Herr, dem ich folgen will, jetzt von mir? Wie muss einer handeln, der in der Nachfolge steht? Sein Entscheiden und Handeln ist nicht einfach ins Belieben gesetzt; es ist nicht egal, ob er sich so oder so entscheidet.
Das Leben des Jüngers kann nur dann gelingen und reif und fruchtbar werden, wenn diese innerste Mitte nicht fehlt, wenn es sich immer aus diesem Grunde speist, aus der Teilhabe an seinem Sein. Nur aus dem inneren Mitleben mit dem Herrn kann Mitwirken wachsen, ein Handeln, das von ihm her kommt und auf ihn hin führt.
Jesus sagt denen, die ihm nachfolgen wollen, voraus, dass das Kreuz in ihrem Leben nicht fehlen wird. „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten“ Lk 9,23f.
Als es im Leben Jesu mit dem Kreuz „todernst“ wird, fliehen alle seine Jünger, auch wenn sie vorher vollmundig beteuert haben wie Petrus: Herr, ich bin bereit, mit dir sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. (Lk 22, 23). oder Thomas: Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben. (Joh 11,16) Nun sind sie verschwunden. Nur einer hält aus: Er steht mit der Maria, der Mutter Jesu, unter dem Kreuz: Es ist wiederum Johannes. Auch im schwersten Leid hält der aus und stützt einen anderen: Maria, die Mutter des Herrn. Die schmerzhafte Mutter ist auch Dir, lieber Jonathan, besonders vertraut durch Deine Heimat Murnau, wo sie durch Jahrhunderte besonders verehrt wird, wie ich heuer vor der Karwoche selbst erleben durfte. Möge sie dir auch auf dem Weg der Nachfolge als unsere liebe Frau von Weltenburg beistehen mit ihrer Fürsprache und ihrem mütterlichem Schutz.
Liebe Mitbrüder,
wir dürfen uns freuen, dass wir einen Novizen in unsere Gemeinschaft aufnehmen, wirklich ein Geschenk, das gerade in unseren Tagen nicht selbstverständlich ist. Wie viele Gemeinschaft warten und beten darum. Dieser frohe Anlass erinnert uns auch unsere Verantwortung für den Berufungsweg des künftigen Novizen. Wir wollen ihn mittragen und ermutigen, gerade auch durch unser Beispiel, in Erinnerung an den Anfang unseres eigenen klösterlichen Lebens.