Advent 2002 – Advent 2003
Seit einigen Jahren bringen viele Menschen mit dem Namen „Weltenburg“ nicht nur Donaudurchbruch, Asamkirche und Klosterbier in Verbindung,sondern auch Hochwasser. Zu Jahresbeginn führte der Strom so viel Wasser, daß die Segnung der Donau an Erscheinung des Herrn, 6. Januar, von der Straße aus am Donau-Tor erfolgte, da der Kiesstrand überflutet war. Das ganze Jahr hindurch zeigte sich die Donau aber dann von ihrer gegensätzlichen Seite. Über viele Wochen hinweg war aufgrund des Jahrhundertsommers mit viel Sonnenglut, aber keinem Regen, der Wasserstand so niedrig, daß keine Schiffe mehr fahren konnten, breite Kiesbänke entstanden und stellenweise der Fluß sogar zu Fuß überquert werden konnte.
Ein solches „Auf und Ab“ zeigte sich aber nicht nur an unserem Donau-Strom. Auch der Konvent durchlebte in diesem Jahr – 200 Jahre nach der Aufhebung des Klosters durch die Säkularisation – Höhen und Tiefen. Zwar blieb die Zahl der Konventualen nach außen hin konstant – aber zwei bzw. drei Mitbrüder verließen das Kloster. Einer kehrte wieder zurück, zwei neue begannen ihren Berufungsweg bei uns bzw. setzen diesen hier fort.
Fr. Antonius wollte in das Schottenstift in Wien übertreten, kehrte aber nach seiner halbjährigen Probezeit von dort am 6. Oktober nach Weltenburg zurück. Er ist jetzt in der Winterzeit mit einigen Mitbrüdern im Klosterladen tätig.
Am 5.Juli verließ P. Eustasius das Kloster. Er möchte zu den Brüdern vom Gemeinsamen Leben (Augustiner-Chorherren der Windesheimer Kongregation) in Maria Bronnen (Südschwarzwald) übertreten. Momentan befindet er sich in der Gebetsstätte Heroldsbach.
Zum 1. September verließ nach 20 Jahren P. Thomas Weltenburg, um als Seelsorger im Erzbistum Bamberg zu wirken, wie er es bereits von 1992 – 1995 getan hatte. Ihm wurden die Pfarreien St. Hedwig/Kulmbach und Motschenbach verliehen. Beide Patres sind zunächst für drei Jahre exklaustriert.
Die beiden Mitbrüder waren als Pfarrvikar bzw. Pfarradministrator in Teuerting und Einmuß gemeinsam tätig gewesen. Durch ihren Weggang mußte die Pfarrseelsorge des Klosters neu organisiert werden. Aufgrund des Regensburger Pastoralplanes zur Gründung von Pfarrverbänden im Dekanat bzw. Bistum standen wir vor der Alternative, entweder alle bisherigen Gemeinden weiterzuführen oder aufzugeben. Im Seniorenkapitel entschieden wir uns, sämtliche bisherigen Seelsorgeorte zu einem Pfarrverband zusammenzulegen und durch ein Seelsorgeteam unter der Leitung von P. Josef als Pfarrer von Weltenburg zu betreuen.
Das machte natürlich auch eine Veränderung der Gottesdienstzeiten und einiger anderer Gegebenheiten notwendig. Diese wurden mit jedem der Pfarrgemeinderäte und mit sämtlichen Kirchenpflegern besprochen. Der Pfarrbrief wird für alle gemeinsam erstellt. Es bewährt sich, daß Frau Martha Köglmeier bereits im Pfarrbüro eingearbeitet ist und nun auch für alle Orte die Verwaltung der Meßstipendien übernommen hat.
Angesichts der Verluste an Mitbrüdern war es Mut machend, daß unser Konvent auch Zuwachs erhalten hatte. Am 22. Juni traf P. Bonifatius Müller aus der Abtei Siegburg ein mit der Absicht, in unser Kloster überzutreten. Nach Ablauf der Probezeit von sechs Monaten wird die Entscheidung über den endgültigen Übertritt fallen. Er war bisher Kurat auf der Fraueninsel im Chiemsee und Spiritual bei den Benediktinerinnen.Daraus ergab sich auch, daß wir dorthin unseren Konventausflug am 13. Oktober unternahmen. Am frühen Morgen fuhren wir mit drei Autos los und setzten mit einem Sonderschiff über. Wir feierten mit den Schwestern das Konventamt und erhielten eine Kirchenführung. Anschließend waren wir vom Pfarrgemeinderat im Mesnerhaus zum Stehempfang eingeladen und speisten nach der Mittagshore vorzüglich beim Inselwirt. Nach einer kurzen Freizeit ging es dann schon weiter auf die Herreninsel zur Kutschenfahrt und zur Führung durch das Schloß. Die Vesper sangen wir in der dortigen Marienkirche. Auf dem Festland gab es noch ein Abendessen beim Has’nwirt in Rimsting sowie eine interessante Kirchenführung in Urschalling. Die gesamte Organisation dieses Tages hatte P. Bonifatius übernommen.
Am Vortag des Großen Frauentages (14. August) zog Dominik Steinebrunner aus Todtnau im Schwarzwald in unser Kloster ein, um das Postulat zu beginnen. Er hatte kurz zuvor mit sehr guten Ergebnissen am Aufbaugymnaisum des Seminars St. Pirmin/Sasbach das Abitur bestanden.
Eine weitere Stärkung erfuhr unser Konvent durch die Ablegung der Feierlichen Profeß von Fr. Simon am Christkönigssonntag, 23. November. Wir freuen uns, daß seine reiflichen Überlegungen zu diesem Ziel geführt haben. Mit großem Eifer hat er schon vieles in der neu eingerichteten Schreinerei geschaffen. An der Profeßfeier nahmen neben seiner Mutter, seinem Bruder und weiteren Verwandten auch Angehörige seiner Ausbildungsstätte, Schreinerei Schmid, Abensberg, teil.
Sein Silbernes Priesterjubiläum (8. Dezember) feierte P. Leopold bereits am 3. Oktober mit einem großen Freundeskreis bei der Magna Mater Austriae im Wallfahrtsort Mariazell. Weihbischof Dr. Helmut Krätzl aus Wien, der ihm vor 25 Jahren die Priesterweihe gespendet hatte, hielt dabei die Festpredigt.
P. Gregor organisierte das Hauptfest für die Herz-Mariä-Bruderschaft in diesem Jahr in besonderer Weise. Er lud dazu seinen Studienfreund Weihbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Erzbistum Paderborn) ein, der das Pontifikalamt sowie die anschließende Sakramentsprozession hielt.
Ein herausragendes Fest war die Einweihung des Benediktusbrunnens im neugestalteten Innenhof des Kreuzganges. Unser Hwst. Herr Diözesanbischof Dr. Gerhard Ludwig Müller feierte am Abend des Hochfestes des hl. Benedikt, 11. Juli, das Pontifikalamt. Anschließend zog die große Schar der Gäste gemeinsam in den Kreuzgarten zur Segensfeier. Unter ihnen waren auch Regierungspräsident Dr. Walter Zitzelsberger und Landrat Dr. Hubert Faltermeier. Der Brunnen wurde vom Bildhauer Alfred Böschl aus Adlhausen nach Motiven der Benediktusvita geschaffen. Er hatte sich eingehend mit der Gestalt unseres Ordensgründers befasst, hatte die Orte seines Wirkens in Italien, Subiaco und Monte Cassino, aufgesucht, um diese Bronzeplastik zu schaffen. Auf drei schräg übereinander gelegten Steinblöcken, aus denen das Wasser fließt, steht ein Benedikt in jugendlichem Alter. Seine Gestik lädt ein, den Weg des geistlichen Aufstiegs mitzugehen. Am Gurtgesims der Fassade korrespondiert das Attribut des Heiligen, der Rabe mit dem vergifteten Brot im Schnabel. Daß die Idee eines Brunnens umgesetzt werden konnte, verdanken wir dem Verein der Freunde und weiteren Förderern, die die finanziellen Mittel aufgebracht haben. Ihnen sei auch an dieser Stelle nochmals ein herzliches „Vergelt’s Gott“ gesagt. Der Benediktusbrunnen stellt eine große Bereicherung sowohl für die Klosteranlage als auch für das gemeinschaftliche Leben des Konventes dar. In den heißen Sommermonaten dieses Jahres waren wir Mönche dort immer wieder zur abendlichen Rekreation versammelt. Gleichzeitig ist der Kreuzgarten wieder ein Ort der Sammlung und Stille geworden.
Zu den Gästen, die uns das Jahr hindurch mit ihrem Besuch beehrten, gehören der Hwst. Herr Bischof von Eichstätt, Dr. Walter Mixa, der Prior von Heiligenkreuz, P. Dr. Maximilian Heim OCist, Altäbtissin Edeltraud Forster OSB von Eibingen, der scheidende Domdekan und Personalreferent unserer Diözese Prälat Franz Hirsch, der Caritas-Direktor Msgr. Bernhard Piendl sowie die Äbte von Metten, Plankstetten, Scheyern, Rohr und Niederaltaich im Rahmen des „Kleinen Äbtetreffens“. Ein besonderer Gast war für uns natürlich Prof. Dr. Hubert Ritt. Er hielt uns vom 7. – 11. Januar die Konventexerzitien und sprach dabei über Maria, Petrus und Paulus anhand der neutestamentlichen Schriftstellen. Im Anschluß daran konnten wir am Fest der Taufe des Herrn im Konventamt unsere Gelübde erneuern. In Weltenburg fand die Frühjahrvollversammlung der AGOM und die Jahrestagung der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie statt. Während der Osterwoche waren die zeitlichen Professen der bayerischen Abteien zur Triennalentagung unsere Gäste. Auch die Novizen unserer Klöster konnten wir anläßlich des Besuches des Kommunnoviziates kurz kennenlernen. Natürlich besuchten uns auch viele Verwandte, Freunde und Bekannte.
Das Gästehaus war gut belegt. Einer Reihe von Gruppen mußte leider abgesagt werden, weil manchmal die Kapazitäten nicht ausreichten. Auch für das kommende Jahr hat schon eine große Zahl von Gruppen gebucht.
Der größte Teil der Gäste kommt allerdings nicht zu uns Mönchen, sondern hat sich das Kloster mit seiner Umgebung als Ausflugsziel gewählt. Die Schifffahrt durch den Donaudurchbruch, die berühmte Asam-Kirche, der Biergarten mit dem Klosterbier usw. ziehen jedes Jahr Tausende von Touristen an. Etliche Gruppen – besonders in der Zeit nach der Erstkommunion und der Firmung – feiern einen Gottesdienst bei uns. Manche nehmen auch an unserem Stundengebet teil.
Für alle gab es in diesem Jahr gewisse Einschränkungen und Hindernisse. Schon eingangs wurde erwähnt, daß lange Zeit keine Schiffe fahren konnten. Aber auch mit dem Auto waren wir nur noch schwer erreichbar, da in der Asamstraße die Felsen saniert werden. Dazu wurden zwischenzeitlich immer wieder kürzere Vollsperrungen vorgenommen.
Aber selbst wenn man das Ziel erreicht hatte, gab es noch so manche Hürden zu nehmen. Weil in weiten Teilen der gesamten Klosteranlage und der Kirche in großem Umfang die Renovierungen weitergingen, kam es immer wieder zu teilweisen Sperrungen. Wurden an einer Seite Gerüste abgebaut, entstanden an einer anderen sogleich wieder neue.
Dennoch werden die Angebote in der Klosterschenke, im Gästehaus und bei den Kirchenführungen weitergeführt und den aktuellen Gegebenheiten angepaßt. Die Substanzsicherung und Renovierung des Konvent- und Abteigebäudes konnten im November weitgehend abgeschlossen werden. Die Dächer sind nun wieder dicht und stabil, nachdem der gesamte Dachstuhl saniert und eine Neueindeckung vorgenommen worden ist. Ebenso wurden sämtliche Architekturteile in Naturstein, wie Sockel, Fenstergewände, Trauf- und Gurtgesimse, überarbeitet und die Fassaden neu gestrichen.
Viele Besucher möchten gerne das Innere von Kloster und Brauerei besichtigen, was nicht möglich ist. Um diesen Interessenten dennoch „Einblicke“ zu gewähren, wird ein Informations- und Begegnungszentrum im bisherigen Felsenkeller der Brauerei errichtet. Für dieses Projekt, das im Rahmen des EU-Förderprogramms „Leader+“ bezuschußt wird, erfolgte am 11. September der „erste Spatenstich“ gemeinsam durch Abt Thomas, den Direktor der Brauerei, Herrn Goss, sowie den zweiten Bürgermeister von Kelheim, Herrn StD Fries.
Dieser Jahresbericht wird immer im Monat November verfaßt, in dem wir auch besonders der Verstorbenen gedenken. Jeder Priestermönch zelebriert dann eine Hl. Messe für die Toten der Benediktinerkonföderation. An Allerseelen halten wir nach dem Konventamt den feierlichen Gruftgang. Auch das Jahr hindurch gedenken wir täglich beim Abendessen und vor der Komplet der Verstorbenen unseres Klosters und feiern jeden Monat ein Requiem für sie. In diesem Jahr verlor am 22. Februar Fr. Rupert seinen Vater, Herrn Erhard Bitz, den er noch einmal kurz vor seinem Tod besuchen konnte. Am 17.September verstarb Frau Agathe Gut, eine Schwester unseres verstorbenen Fr. Bernhard. Am 26. Oktober verstarb der Schwager unseres Altabtes, Herr Anton Seitz, der sich durch einige schmiedeeiserne Werke auch in unserem Kloster verewigt hat. Von Bedeutung ist, daß gerade in diesem Gedenkjahr der Klosteraufhebung 1803 auf dem Südlichen Friedhof in München das Grabfeld des letzten Abtes, Benedikt Werner, aufgefunden worden ist: Da dieses aber anschließend von der bekannten Familie Thoma verwendet worden war, wird es nicht möglich sein, nach noch vorhandenen Gebeinen zu suchen, um diese in sein Kloster zurückzuführen. Das Grab soll durch einen schlichten Gedenkstein gekennzeichnet werden, um es nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Mit dem Tod wurden wir auch am 22. März konfrontiert. Vor den Augen seiner Freundin stürzte in der dem Kloster gegenüberliegenden Felswand ein Kletterer ab. Seine Leiche konnte erst nach einer aufwendigen Bergungsaktion gefunden werden.
Natürlich vergessen wir auch die Lebenden nicht. Immer wieder schließen wir unsere Angehörigen, Freunde und Wohltäter in unser fürbittendes Gebet ein. Dieses möchten wir Ihnen auch für das kommende Jahr versprechen. So wünschen wir Ihnen eine besinnliche Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und Gottes begleitenden Schutz für das Jahr des Herrn 2004.
Ihre Mönche von Weltenburg