Benediktinisches Leben

Gott­suc­he

Seit etwa 740 ist die Regel des hl. Bene­dikt die Ric­ht­sc­hnur, die das Leben der Mönc­he in Wel­ten­burg regelt und bes­timmt. Ihre Urs­prün­ge lie­gen im 6. Jahr­hun­dert. Trotz ihres Alters von nahe­zu 1500 Jahren ist sie in ihren wesen­tlic­hen Aus­sa­gen auch heu­te noch unve­rän­dert gül­tig und aktu­ell. Die­se Regel ist der Nie­der­sc­hlag einer lan­gen Mönc­hs­tra­di­ti­on, zugle­ich aber auch einer sehr per­sön­lic­hen gei­s­tlic­hen Erfa­hrung. Der Ver­fas­ser schöp­ft aus den mona­s­ti­sc­hen Quel­len des Wes­tens wie des Ostens und ers­tellt so eine Zusam­men­fas­sung, sozu­sa­gen ein Kom­pen­di­um des klös­ter­lic­hen Lebens, das im Mit­te­lal­ter zur wic­htig­s­ten Mönc­hs­re­gel in der wes­tlic­hen Kirc­he wird.

Der hl. Bene­dikt nennt als Hau­pt­kri­te­ri­um für die Auf­na­hme eines Neu­an­kom­men­den in das Klo­s­ter: “Man achte sorg­fäl­tig dara­uf, ob einer wir­klich Gott suc­ht” (RB 58). “Gott suc­hen” ist Sinn und Ziel des Lebens als Mönch über­ha­u­pt. Gott ste­ht im Mit­tel­punkt. Auf ihn ist alles aus­ge­ric­htet. Alle­in von die­ser Aus­ric­htung her ist ein Klo­s­ter und sei­ne Lebens­form ver­s­tänd­lich und begreifbar.

sie­he auch Ein­kle­i­dung

Leben in Gemeinschaft

 

Zum Weg der Gott­suc­he mac­ht sich der Mönch nic­ht alle­in auf, son­dern er ist von Gott geru­fen in eine Geme­in­sc­ha­ft von Brüdern, in der die erlös­ende Lie­be Got­tes sic­ht­bar und wirk­sam wer­den kann. Bene­dik­ti­ni­sc­hes Leben ist wesen­tlich Leben in Geme­in­sc­ha­ft. Der Mönch bin­det sich lebens­län­glich an eine bes­timmte Geme­in­sc­ha­ft, die an einem kon­kre­ten Ort lebt. Dara­us lei­tet sich die Sta­bi­li­tas loci (Ort­s­be­s­tän­dig­ke­it) ab, die als ein typi­sc­hes Kenn­ze­ic­hen der Bene­dik­ti­ner gilt. Aus die­ser Ort­s­be­s­tän­dig­ke­it folgt auch die Selb­s­tän­dig­ke­it und Unab­hän­gig­ke­it des jewe­i­li­gen Klo­s­ters. Es muß sich sowo­hl per­so­nell als auch wirt­sc­ha­f­tlich eigen­stän­dig am Leben erhalten. 

Das Amt der Lei­tung einer bene­dik­ti­ni­sc­hen Geme­in­sc­ha­ft liegt in den Hän­den des Abtes. Er wird von der klös­ter­lic­hen Geme­in­sc­ha­ft auf unbe­fri­s­t­ete Zeit gewählt. Er hat die Auf­ga­be, die ihm Anver­tra­u­ten immer wie­der dazu zu führen, Chri­s­tus, den Herrn, in ihrer Mit­te wahr­zu­ne­hmen, sei­nen Wil­len zu erken­nen und zu erfül­len. “Der Gla­u­be sie­ht im Abt den Stellver­tre­ter Chri­s­ti im Klo­s­ter” (RB 2).

Das täglic­he Leben

Neben dem wic­htig­s­ten Kri­te­ri­um für die Echt­he­it einer Beru­fung zum Mönc­hs­l­eben, der Gott­suc­he, hat der hl. Bene­dikt als wei­te­res Wesens­merk­mal den “Eifer für den Got­tes­di­enst” genannt. Daher ste­hen das fei­er­lic­he Chor­ge­bet und die Fei­er der Litur­gie im Mit­tel­punkt des klös­ter­lic­hen Lebens. Da nach der Wei­sung des hl. Bene­dikt dem Got­tes­di­enst nic­hts vor­ge­zo­gen wer­den darf, ric­htet sich der gan­ze Tage­sa­bla­uf nach den Gebets­ze­i­ten. Sie geben ihm einen fes­ten Rhyt­hmus. Außer­dem müs­sen das per­sön­lic­he Gebet wie die Lec­tio divi­na (Bibel­le­sung), die Medi­ta­ti­on und die Betrac­htung ihren fes­ten Platz im Tages­la­uf des Mönc­hes haben.

Tage­sa­bla­uf

Wec­ken
Vigil und Lau­des, ansc­hl. per­sön­lic­he Betrachtung
Euc­ha­ri­s­ti­e­fe­i­er, ansc­hl. Frühstück 
Arbeitszeit
Mittagshore
Mittagessen
Arbeitszeit
Gei­s­tlic­he Lesung — Lec­tio divina
Vesper
Aben­des­sen, geme­in­sa­me Rekreation
Komplet
Stil­le Anbe­tung und Rosenkranz
Nachtruhe

Arbe­it­s­be­re­ic­he

 

Ein Bene­dik­ti­ner­klo­s­ter ist Gebet­s­ge­me­in­sc­ha­ft und zugle­ich Arbe­it­s­ge­me­in­sc­ha­ft. Die Bene­dik­ti­ner sind nic­ht für einen bes­timmten Zweck oder beson­de­re Tätig­ke­it gegrün­det. Die Regel Bene­dikts sagt grund­sätz­lich über die Arbe­it: “Erst dann sind sie wir­klic­he Mönc­he, wenn sie von der Arbe­it ihrer Hän­de leben” (RB 48). Die Tätig­ke­its- und Arbe­it­s­fel­der erwac­hsen aus den Bedürf­nis­sen der Geme­in­sc­ha­ft, näm­lich ihren Leben­sun­ter­halt zu sic­hern, sowie aus den Erfor­der­nis­sen, die die Umwelt an das Klo­s­ter heranträgt. 

Quel­le: erlebe.bayern – Peter von Felbert

St. Bene­dikt trägt sei­nen Mönc­hen die Gast­fre­und­sc­ha­ft in beson­de­rer Wei­se auf. “In den Gäs­ten wird Chri­s­tus vere­hrt, der ja wir­klich in ihnen auf­ge­nom­men wird” (RB 53). Die­sem Zweck dient das Gäs­te­ha­us St. Georg. Es bie­tet Unter­brin­gungs­möglic­hke­i­ten für ca. 100 Per­so­nen in Ein­zel- und Doppel­zim­mern, die mit Dusc­he und WC modern aus­ge­s­tat­tet sind. Außer­dem sind ent­s­prec­hende Tagung­s­rä­ume vor­han­den. Das Gäs­te­ha­us enga­gi­ert sich mit einer Rei­he von Semi­na­ren im Bere­ich der Kat­ho­li­sc­hen Erwac­hse­nen­bil­dung. Außer­dem wer­den Exer­zi­ti­en und Besin­nung­s­ta­ge ange­bo­ten. Darüber hina­us ist das Haus St. Georg offen für Gast­kur­se und Tagun­gen, indem die Ein­ric­htun­gen Ver­bän­den, Gru­ppen, Vere­i­nen usw. mit eige­nem Pro­gramm zur Ver­fügung ges­tellt wer­den. Eben­so fin­den im Gäs­te­ha­us der Abtei Ein­zel­per­so­nen, Fami­li­en oder kle­i­ne Gru­ppen Auf­na­hme, die einen Ort der Stil­le, der Besin­nung und der reli­gi­ösen Ver­ti­e­fung suchen.

Bene­dik­ti­ni­sc­he Gast­fre­und­sc­ha­ft im wei­te­ren Sin­ne gilt es auch zu üben an den­vi­e­len Tau­sen­den Besuc­hern, die Jahr für Jahr wegen sei­ner land­sc­ha­f­tlic­hen Lage und sei­ner berühm­ten Klo­s­ter­kirc­he nach Wel­ten­burg kom­men. Es ist eine pas­to­ra­le Auf­ga­be, in den Kirc­hen­führun­gen über Arc­hi­tek­tur und Kunst die Bot­sc­ha­ft des chri­s­tlic­hen Gla­u­bens zu vermitteln.

Für das lei­blic­he Wohl der Tou­ri­s­ten sor­gen die Klo­s­ter­bra­u­e­rei und die Klo­s­ter­sc­hen­ke. Die Bra­u­e­rei ist ver­pac­htet. Sie bes­te­ht seit dem Jahre 1050 und gilt als die älte­s­te Klo­s­ter­bra­u­e­rei der Welt. Im Klo­s­ter­la­den fin­den die Besuc­her ein reic­hes Ange­bot an Büc­hern, reli­gi­öser Kunst und Reiseandenken. 

Ein gro­ßes Maß an Arbe­it ver­langt auch die Betre­u­ung und Verwal­tung des gro­ßen Hau­ses. Hie­rin wer­den die Mönc­he von wel­tlic­hen Ange­s­tellten unter­s­tützt. Mit dem Klo­s­ter war immer ein gro­ßer lan­dwirt­sc­ha­f­tlic­her Betri­eb, der 2 km vom Klo­s­ter ent­fernt gele­ge­ne Buc­hof, ver­bun­den. Er ist nun auf Feld­bau und Schwe­i­ne­mast spezialisiert.

sie­he auch: Mönch wer­den

 

Lese­ti­pps:

   
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Bene­dikt von Nur­sia begegen   Der Bene­dik­ti­ne­ror­den   Bene­dikt von Nursia
    Gott suc­hen in Gebet und Arbeit   Mei­s­ter des Maßes — geer­d­ete Spiritualität
Pau­li­nus-Ver­lag   Topos Plus   Ver­lag Herder
ISBN 978–3‑7902–5813‑4   ISBN 978–3‑8367–0506‑6   ISBN 978–3‑4510–6900‑0
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