Die Kirche

Die 1716 von Ph. Blank begon­ne­ne und 1719/20 von C. D. Asam umge­s­tal­t­ete Wel­ten­bur­ger Klo­s­ter- und Pfa­rr­kirc­he hebt sich mit ihrer vor­ge­blen­de­ten, blan­ken Hau­s­te­in-Fas­s­ade von den rosa ver­putz­ten Klo­s­ter­ge­bäu­den ab. In pal­la­di­a­ni­sc­hen Pro­por­ti­o­nen und römi­sc­her Monu­men­ta­li­tät durc­hdrin­gen sich an ihr das Motiv eines dre­i­te­i­li­gen Tri­ump­hbo­gens (gebil­det von den drei Rund­bo­gen­fen­stern des Ober­ge­sc­hos­ses) und das einer über­gre­i­fen­den anti­ken Tem­pel­front. Die ver­hält­nis­mäßig flac­he Fas­s­ade (aus­ge­führt von ein­he­i­mi­sc­hen Ste­i­n­met­zen) erhält in ihrer Mit­te­lac­hse durch die Por­ta­lädi­k­ula, das gro­ße, einer Bene­dik­ti­ons­log­gia ähneln­de Rund­bo­gen­fen­ster (das das Gebälk durc­hs­tößt), durch das Zif­fer­blatt der Uhr und den Dre­i­eck­s­gi­e­bel mit der auf einer (ver­ble­i­ten) Ste­i­nwol­ke ste­hen­den Bene­dikts­s­ta­tue (von Franz Anton Neu, gest. 1758) auf sei­ner Spit­ze eine him­me­lwärts streb­ende Dyna­mik. Die­se erhält einen Sinn in der (nur vom Dona­u­tor aus möglic­hen) Zusam­men­sc­hau der Fas­s­ade mit der kon­ka­ven Stütz­ma­u­er und deren Schut­zen­gel­gru­ppe auf der Balu­s­tr­ade sowie mit dem sich im Gegen­satz dazu vorwöl­ben­den Kuppel­tam­bo­ur, der eher zu schw­eben als zu las­ten sche­int. Denn nur so zeigt sich, dass die Scha­u­se­ite der Kirc­he die Por­ta coe­li abbil­det, durch die St. Bene­dikt aus der Zeit (Uhr) in die Ewig­ke­it des Himmli­sc­hen Jeru­sa­lem (Kuppel­tam­bo­ur mit 12 son­nen­för­mig ver­s­treb­ten Öffnun­gen) ein­ge­ht. Durch sei­ne, zu die­sem Him­mel­sbild wei­s­ende Ges­te wird der Orden­s­va­ter auch zum Mit­tler und mahnen­den Lehrer für das auf Erden unter dem Schutz eines Engels wan­deln­de Men­sc­hen­kind. Zugle­ich mac­ht die Bene­dikts­s­ta­tue die hier wir­k­ende Orden­s­ge­me­in­sc­ha­ft und die Schut­zen­gel­gru­ppe deren Zuge­hörig­ke­it zur Baye­ri­sc­hen Bene­dik­ti­ner­kon­gre­ga­ti­on (seit 1686) sic­ht­bar. Wenn auch die Kuppel auf ein zen­tri­er­tes Raum­ge­bil­de schli­e­ßen lässt, ahnt man beim äuße­ren Ersc­he­i­nung­s­bild der Kirc­he kaum etwas von ihrer übe­rra­sc­hend for­men­re­ic­hen Ges­talt und prunk­vol­len Baroc­ka­us­s­tat­tung im Innern, die den Ruf Wel­ten­burgs und Asam’scher Kunst über­ha­u­pt begrün­den. Aus den läng­s­rec­htec­ki­gen Umfas­sungs­ma­u­ern Blanks hat Asam einen läng­sel­li­p­ti­sc­hen, zwe­i­ac­hsig sym­me­tri­sc­hen Kuppel­ra­um, den ers­ten sei­ner Art im Kirc­hen­bau Bayerns, hera­us­mo­del­li­ert. Dem fügen sich – jewe­ils in kle­i­ne­ren Dimen­si­o­nen – in der Läng­sac­hse wes­tlich die läng­s­run­de Vor­hal­le (mit Psal­li­erc­hor darüber) und östlich das Pre­s­byte­ri­um mit aus­ge­run­de­ten Ecken und ange­häng­ter Run­da­p­sis an. Die Elli­p­se des Geme­in­de­ra­ums erhält ihre vol­le Domi­nanz erst über dem kräf­ti­gen Gebälk durch die Atti­ka, die Wöl­bung der inne­ren Kuppel­sc­ha­le und deren Sche­i­te­la­us­sc­hnitt. Sie ist von einem Achsen­kre­uz durc­hdrun­gen, das durch die vier gle­ich hohen, von Korb­bögen übe­rwölb­ten und durch monu­men­ta­le Mar­mor­säu­len her­vor­ge­h­obe­nen Öffnun­gen von Alta­rra­um, West­bau und den bei­den sei­tlic­hen Raum­buc­hten mar­ki­ert wird. Auch die nie­dri­ge­ren, das Hau­pt­ge­bälk des Kirc­hen­ra­ums nic­ht durc­hbrec­hen­den Dia­go­nal­ni­sc­hen der Sei­te­nal­täre im rhyt­hmi­sc­hen Wec­hsel dazwi­sc­hen sind nic­ht als eige­nwer­t­ige Teil­rä­ume aus­ge­son­dert, son­dern ble­i­ben Aus­buc­htun­gen der Hau­p­tra­u­mel­li­p­se. Wenn auch schon durch bede­u­t­ende Bau­me­i­s­ter ander­norts vor­ge­bil­det, so ist das Gesamt­kun­stwerk der doppel­sc­ha­li­gen Kuppel in sei­ner Wel­ten­bur­ger Vari­ante, d. h. in sei­ner unlös­ba­ren Ver­sc­hmel­zung von Arc­hi­tek­tur, Mal­e­rei und (Stuck-)Plastik, ein­zi­gar­tig im euro­päi­sc­hen Barock. Die inne­re Kuppel sche­int sich (wie rea­li­ter beim Pant­he­on in Rom) im Sche­i­tel zum Him­mel zu öffnen, der erleb­bar wird ein­mal durch die Mal­e­rei an der flac­hen Holz­dec­ke der äuße­ren Kuppel­sc­ha­le und dann durch den Lic­htef­fekt, den die von der Innen­ku­ppel ver­deck­ten Tam­bo­ur­fen­ster her­vo­rru­fen. Die the­a­tra­li­sc­he Ins­ze­ni­e­rung der Kuppel wie­der­holt sich im Prin­zip am Ostab­sc­hluss der Kirc­he in dem von der lic­hter­füllten Apsis hin­ter­fan­ge­nen Tri­ump­hbo­gen des Hoc­hal­tars. Um die­sen Effekt voll zur Wir­kung kom­men zu las­sen, ist der Kirc­hen­ra­um bewusst däm­me­rig gehal­ten. Sei­ne ein­zi­gen direk­ten Lic­htqu­el­len sind die bei­den in den sei­tlic­hen Raum­buc­hten über dem Gebälk ange­brac­hten Fen­ster, deren Leuc­ht­kra­ft durch den nahen Ste­il­hang des Fra­u­en­bergs einer­se­its und durch die Nord­la­ge zum Kon­vent­ge­vi­ert ande­rer­se­its gedäm­p­ft ist. Monu­men­ta­li­tät, For­men­s­prac­he und der vor­he­rr­sc­hende hohe­it­s­vol­le Far­ba­kkord von Gold – Bra­un – Grau an Raum­sc­ha­le, Arc­hi­tek­tur­gli­e­dern und Aus­s­tat­tung las­sen den in sei­nen Aus­ma­ßen nic­ht sehr gro­ßen Barock­sa­al zum römi­sc­hs­ten aller Asam-Kirc­hen­rä­ume werden.

Wei­te­re Infor­ma­ti­o­nen zu Kirche.

Vorhalle

Tra­di­ti­o­nell fin­det sich hier im Wes­ten der Kirc­he ein apo­ka­lyp­ti­sc­hes Bild­pro­gramm. Sei­ne Mit­te hat es in dem 1745 von F. E. Asam auf Lei­nwand gemal­ten Dec­ken­bild des Jüng­s­ten Geric­hts. Darum gru­ppi­e­ren sich in Stuc­kre­li­efs E. Q. Asams von 1735/36 die sog. »Vier letz­ten Din­ge«: der Tod (des­sen Pfe­i­len nie­mand ent­kommt), das Geric­ht (Posa­u­ne, Buch, Schwert und Waa­ge), die Höl­le (Schlan­ge, Flam­men, Fac­kel) und – über dem Durc­hgang zum
Hau­p­tra­um – der Him­mel (Herz im Ange­sic­ht des dre­i­fal­ti­gen Got­tes). Dazwi­sc­hen führen die vier Jahres­ze­i­ten (Blüten­prac­ht für Frühling, Ähren und Früc­hte für Som­mer, kahler Stra­uch für Herbst und Öfc­hen für Win­ter) sym­bo­li­sch das Erden­l­eben des Men­sc­hen und des­sen Ver­gän­glic­hke­it vor Augen. Zudem die­nen in die­sem nie­dri­gen Vor- und Durc­hgang­s­ra­um, der schon in Form und Aus­ge­s­tal­tung Ele­men­te des Hau­p­tra­ums ande­u­tet, die bei­den Mar­mor­be­ic­ht­s­tühle J. J. Kür­sc­hners von 1736 mit den erst 1751 von F. A. Neu auf­ge­setz­ten Stuck­büs­ten der typi­sc­hen Büßer­he­i­li­gen Maria Mag­da­le­na und Petrus der Vor­be­re­i­tung auf den Kuppel­ra­um bzw. den (dort abge­bil­de­ten) Himmel.

 

Hochaltar

Schon im Vorra­um zie­ht das fern im Däm­mer aufle­uc­ht­ende »The­a­trum sac­rum« des 1721 von E.Q. Asam begon­ne­nen, 1723/24 von sei­ner Schwe­s­ter Maria Salo­me (verh. Born­sc­hlögl) gefas­s­ten und wohl erst 1734 vol­len­de­ten Hoc­hal­tars mit dem son­ne­nar­ti­gen Rund­fen­ster die Auf­merk­sam­ke­it auf sich. Die Alta­rwand ist in der Mit­te durch einen hohen Bogen geöffnet, den je zwei gedre­hte Mar­mor­säu­len flan­ki­e­ren. Unter die­sem Tri­ump­hbo­gen ersc­he­int in blen­den­dem Gegen­lic­ht der mit sei­nem roten Tat­zen­kre­uz (Bes­tand­te­il des Wel­ten­bur­ger Wappens) beze­ic­hn­ete Kirc­hen­pa­tron St. Georg als römi­sch-chri­s­tlic­her Held zu Pferd in blit­zen­der Rüs­tung. Auf einen Denk­mal­soc­kel erhoben, führt er mit leic­hter Hand eine flam­mende Lan­ze gegen einen wütend sich auf­bäu­men­den Drac­hen, dem sich die eben­so lebens­na­he libysc­he Prin­zes­sin durch das Dazwi­sc­hen­fa­hren ihres Ret­ters St. Georg fluc­htar­tig ent­zi­e­hen kann. Die­se trotz aller Dra­ma­tik in einer pyra­mi­da­len Kom­po­si­ti­on gebann­te Sze­ne aus der Leg­ende des Hei­li­gen erhält eine wir­kung­s­vol­le Ste­i­ge­rung durch die bühne­nar­tig-effekt­vol­le Lic­ht­führung: Der aus übe­rir­di­sch sche­i­nen­der Lic­ht­fül­le in die Däm­me­rung des  Kirc­hen­ra­ums sto­ß­ende Stre­i­ter Chri­s­ti wird schlec­ht­hin zum Vorre­i­ter im Kam­pf des Lic­htes gegen die Fin­ster­nis. Dem­ge­mäß ist hin­ter der Alta­röffnung in dem bühnen­bil­dar­ti­gen Apsi­s­fre­s­ko von Vater und Sohn Asam die ohne Erb­sün­de emp­fan­ge­ne Jung­frau Maria als Schlan­gen­zer­tre­te­rin abge­bil­det. Über sie und den hl. Georg hält der in den Wol­ken thro­n­ende Gott-Vater sei­ne schüt­z­ende Hand.

Von der vollpla­s­ti­sc­hen Dre­i­er­gru­ppe unter dem Tri­ump­hbo­gen lei­ten zwei eben­falls über­l­eben­s­gro­ße Stuck­s­ta­tu­en zum Publi­kum über. Sie sind nic­ht Akte­u­re, son­dern Inter­pre­ten die­ses Scha­u­s­pi­els und des­halb far­blich davon abge­setzt: links der hl. Bisc­hof Mar­tin, der zwe­ite Patron die­ser Kirc­he, des­sen Attri­but, die Gans, gegen den Drac­hen zisc­helt, während sich ein nack­ter Put­to gle­ich dem Bet­tler vor Ami­ens in einen Teil des Mar­tins­man­tels hüllt; rec­hts der hl. Abt Mau­rus, der als Namen­s­pa­tron des Bau­he­rrn Abt Mau­rus Bäc­hl des­sen Gesic­hts­züge trägt. Ihre Mar­mor­fas­sung ver­bin­det sie mit der zwi­sc­hen den bei­den Erzen­geln Gabri­el und Mic­ha­el leib­ha­f­tig in den Him­mel erhobe­nen Mut­ter­got­tes im Aus­zug des Altars; sie wird von ihrem Sohn erwar­tet, der im Dec­ken­fre­s­ko darüber dar­ge­s­tellt ist. Alle­in schon die­se the­ma­ti­sc­he Über­sc­hne­i­dung mit dem Apsi­s­ge­mäl­de spric­ht für eine nac­hträglic­he Ände­rung des Hoc­hal­tars (noch durch die Asams selbst).

Eine wei­te­re Bede­u­tung­s­ebe­ne ergibt sich am Hoc­hal­tar durch das Prun­kwa­ppen des (1721 in Wel­ten­burg wei­len den) Kur­für­s­ten Max Ema­nu­el im Zenit des Tri­ump­hbo­gens; er streb­te eine Wie­der­be­le­bung des Wit­tel­sbac­her Geor­gi-Rit­te­ror­dens an, was dann sein Sohn Karl Albrec­ht 1729 rea­li­si­er­te. Die guten Bezi­e­hun­gen Wel­ten­burgs zu den baye­ri­sc­hen Herr­sc­hern soll auch das Asam’sche Dec­ken­fre­s­ko des Pre­s­byte­ri­ums bele­gen, das Her­zog Tas­s­ilo III. als Sti­f­ter des segen­s­re­ic­hen Bene­dik­ti­ner­klo­s­ters Wel­ten­burg zeigt.

Kuppelbild

Vom wes­tlic­hen Brenn­punkt der Hau­p­tra­u­mel­li­p­se aus bie­tet sich die lic­hter­füllte, im Dre­i­klang von Blau, Gold/Ocker und Rot aufle­uc­ht­ende (Fresko‑, Kalk- und Sec­co-) Mal­e­rei an der Dec­ke der äuße­ren Kuppel per­s­pek­ti­vi­sch ric­htig dar. Aller­dings führt der eigen­ge­setz­lich kre­i­s­run­de Säu­len­tem­pel, der die Kom­po­si­ti­on des Dec­ken­bil­des zusam­men­hält, die Kirc­he­narc­hi­tek­tur nic­ht barock-illu­si­o­ni­s­ti­sch fort. Der Fußpunkt des Mono­p­te­ros ble­ibt ver­deckt, was den Ein­druck des Schw­ebens zur Fol­ge hat. Zwi­sc­hen dem däm­me­ri­gen, rea­len Raum unten und der davon durch den rahme­nar­ti­gen Rand der Kuppe­löffnung getrenn­ten, lic­hten Him­melssp­häre oben ver­mit­telt ein Kron­re­if aus Holz (ein Bild für die an der Him­mel­stür zu erwar­ten­den Kro­ne des Lebens), der von Engeln am Kuppe­la­us­sc­hnitt gehal­ten wird. Inmit­ten die­ser Engel­co­ro­na beugt sich auf der Süd­se­ite läc­helnd die von sei­nem Bru­der gesc­haf­fe­ne Stuck­büs­te C.D. Asams herab, der sich in der Sig­na­tur von 1721 schräg dahin­ter als Mal­er des Dec­ken­bilds und Arc­hi­tekt des Kirc­hen­ra­ums vere­wigt hat.

Das Thema des figu­ren­re­ic­hen, mit der Mono­p­te­ro­s­ku­ppel gold­grun­dar­tig hin­ter­leg­ten Dec­ken­ge­mäl­des ist die Ver­sammlung aller Hei­li­gen um den Wol­kent­hron Got­tes. Über der Per­so­nifi­ka­ti­on der Eccle­sia tri­ump­hans ober­halb des Pre­s­byte­ri­um­s­bo­gens baut sich vom sie­gre­ic­hen hl. Georg (der gle­ic­hsam aus dem Hoc­hal­tar hier­her entrückt ist) über die demütig ihrer Krönung harren­den Got­tesmut­ter zur Bild­mit­te, der Hei­lig­s­ten Dre­i­fal­tig­ke­it, hin eine Hie­rarc­hie auf. Daran rei­ht sich am Nor­drand des Fre­s­kos, vom hl. Petrus ange­führt, die Schar der Apo­s­tel, unter ihnen auch der hl. Rupert als Apo­s­tel der Bai­ern, denen er das Altöt­tin­ger und das Wel­ten­bur­ger Mari­en-Gna­den­bild gebrac­ht haben soll. Daran ansc­hli­e­ßend ist der Erzen­gel Gabri­el zu sehen, der dem Pri­e­s­ter Zac­ha­ri­as und des­sen Gema­hlin Eli­sa­beth die Geburt ihres Sohnes Johan­nes des Täu­fers ver­he­i­ßt. Auch die Eltern Mari­ens, Joac­him und Anna, und ihr Bräu­ti­gam Josef gehören zur Hei­li­gen Sippe, die zum Gesc­hlec­ht König Davids zählt. Die­ser kon­zer­ti­ert nebe­nan zusam­men mit der hl. Cäci­lia, der Patro­nin der Kirc­he­n­mu­sik; beide nehmen Bezug auf den an die­ser Seite plat­zi­er­ten Psal­li­erc­hor und die Orgel. Ähn­lic­hes gilt für die büß­ende hl. Maria Mag­da­le­na und den Geric­ht­sen­gel der Apo­ka­lyp­se darüber, die zum The­men­kre­is der Vor­hal­le überleiten.

Auf der Süd­se­ite, wie­der von vor nebe­gin­nend, erkennt man – dem hl. Petrus als dem Fun­da­ment der Kirc­he genau gege­nüber – den hl. Orden­s­grün­der Bene­dikt mit sei­ner Schwe­s­ter Scho­la­s­ti­ka. Unter sei­nem Schutz folgt Bau­he­rr Abt Mau­rus Bäc­hl mit dem Wel­ten­bur­ger Kon­vent. Zwi­sc­hen die­ser Gru­ppe und dem Kon­kirc­hen­pa­tron St. Mar­tin von Tours ersc­he­int ein Geni­us mit den Gesic­hts­zügen E.Q. Asams – in näc­hs­ter Nähe zur Stuck­büs­te sei­nes Bru­ders. Es fol­gen der Regen­s­bur­ger Bis­tum­s­pa­tron, der hl. Wolf­gang, und das hl. Gesc­hwi­s­ter­pa­ar Pla­ci­dus und Fla­via, alle Ange­hör­ige des Bene­dik­ti­ne­ror­dens. Den Schluss bil­det eine dic­ht­ge­dräng­te Schar jubi­li­e­ren­der wei­blic­her Hei­li­ger, darun­ter beson­ders her­vor­ge­h­oben die
hll. Hele­na, Urs­ula, Bar­ba­ra und Katharina

Wandfresken

Eben­falls von C.D. Asam (wenn auch erst um 1734 ent­s­tan­den) stam­men die monu­men­ta­len Wand­bil­der in den bei­den sei­tlic­hen Raum­buc­hten. An der Nord­se­ite ist das Gemäl­de um die Mar­mor­kan­zel J. J. Kür­sc­hners von 1732 kom­po­ni­ert, mit der es auch the­ma­ti­sch eine Ein­he­it bil­det: Zuoberst auf dem Schalldec­kel mahnt der hl. Bene­dikt, eine mäc­ht­ige Stuck­s­ta­tue, auf sei­ne Wor­te zu hören. Dement­s­prec­hend ste­i­gen links der Kan­zel die Befol­ger sei­ner Wei­sung bzw. des Pre­di­ge­rworts die Tre­ppe der Tugend (»Tugend­le­i­ter«) zur Him­melss­tadt Jeru­sa­lem empor, ges­tärkt durch die in jeder Pre­digt ersc­hlos­se­ne Gna­de­nqu­el­le des Evan­ge­li­ums. Rec­hts der Kan­zel sie­ht man die erfol­gre­ic­he Beke­hrung von Hei­den und Sün­dern oder die Veräc­hter des Gotteswortes.

Das schon früh durch Mau­er­fe­uc­hte ver­dor­be­ne und des­halb mehr­fach erne­u­er­te Wand­ge­mäl­de der Süd­se­ite doku­men­ti­ert den wel­twe­i­ten Ein­satz des Bene­dik­ti­ne­ror­dens für das Reich Got­tes und das Heil der Men­sc­hen durch ein his­to­ri­sc­hes Bei­s­pi­el: die zwe­ite Ankun­ft der »Santa Maria« des Chri­s­toph Kolum­bus 1493 in Ame­ri­ka mit zwölf Bene­dik­ti­nern an Bord. Dass die­ses allen Fähr­nis­sen trot­z­ende Schiff zugle­ich die Kirc­he sym­bo­li­si­ert, zeigt die pla­s­ti­sc­he Fel­sgru­ppe am Fuß des Bil­des beid­se­its von Kür­sc­hners Marmorbeichtstuhl.

Seitenaltäre

Den vier Dia­go­nal­ni­sc­hen des Kuppel­ra­ums ist jewe­ils ein Sei­te­nal­tar (1735/36) mit dem für E.Q. Asam typi­sc­hen Säu­len­bal­dac­hin aus Stuck­mar­mor ein­ge­passt. Das von C.D. Asam sig­ni­er­te Bild des nor­dös­tlic­hen Altars zeigt – von Engeln kom­men­ti­ert – Chri­s­ti Tod am Kre­uz, das südös­tlic­he Altar­blatt, ein Werk des Lands­hu­ter Mal­ers Matt­hi­as Dabur­ger (1690 –1763), eine Kon­se­qu­enz dara­us: die Krönung Mari­ens durch die Hei­lig­s­te Dre­i­fal­tig­ke­it im Him­mel. Auf dem Asam-Gemäl­de des nor­dwe­s­tlic­hen Sei­te­nal­tars ist die Medi­ta­ti­on des hl. Bene­dikt zu sehen, in der er die gan­ze Welt in einem ein­zi­gen Lic­ht­s­tra­hl erkennt, und auf dem Pen­dant des­sel­ben Kün­stlers im Südwe­s­ten die wun­der­sa­me Ret­tung des ertrin­ken­den Pla­ci­dus durch den hl. Mau­rus. Die ver­sil­ber­ten Holz­re­li­ef­me­da­il­lons E.Q. Asams an den Pre­del­len die­ser Sei­te­nal­täre ver­ge­ge­nwär­ti­gen ergän­zend den Schut­zen­gel, den hl. Josef, die hl. Scho­la­s­ti­ka und den hl. Johan­nes Nepomuk.

Stuckreliefs

Über jedem die­ser Sei­te­nal­täre prangt an der inne­ren Kuppel­sc­ha­le ein  ele­gan­tes, ver­gol­de­tes Stuc­kre­li­ef E.Q. Asams von 1721. Dara­uf sind vor grünem Bro­kat­mu­s­ter die Erzen­gel Rap­ha­el, Mic­ha­el, Uri­el und Gabri­el abge­bil­det, die durch ihre Kopf­be­dec­kung zugle­ich jewe­ils als Schut­zen­gel eines der vier damals bekann­ten Erd­te­ile gekenn­ze­ic­hnet sind. In den vier Fel­dern dazwi­sc­hen sind gold­sc­him­mern­de Asam Stuck­bil­der zu sehen. Auch sie lei­ten for­mal und inhal­tlich vom rea­len Kirc­hen­ra­um zum vir­tu­el­len Him­mel­sra­um im Kuppel­ge­mäl­de über: Über dem Pre­s­byte­ri­um­s­bo­gen hauc­ht der hl. Bene­dikt ste­hend sei­ne zum Him­mel ent­sc­hw­eb­ende See­le aus. Spi­e­gel­bild­lich dazu ist an der West­se­ite das Ster­ben sei­ner Schwe­s­ter Scho­la­s­ti­ka dar­ge­s­tellt, deren See­le in Form einer Tau­be auf­s­te­igt. Die bei­den sei­tlic­hen Reli­efs zei­gen Sze­nen aus Bene­dikts Leben: auf der Süd­se­ite den trotz teu­fli­sc­hen Ein­griffs erfol­gre­ic­hen Bau des Mut­ter­klo­s­ters Mon­te­cas­si­no 529, gege­nüber die Prop­he­ze­i­ung des bal­di­gen Tods von Ost­go­ten­könig Tot­ila. Die acht Kuppel­fel­der wer­den vone­i­nan­der durch flac­he, mit der sog. Bene­dic­tus-Meda­il­le gesc­hmück­te Gur­te abge­grenzt, welc­he die mäc­hti­gen Pila­s­ter des Kirc­hen­ra­ums nach oben fort­set­zen. An den Sche­i­teln der hohen Korb­bögen schw­eben Asam’sche Stuck­fi­gu­ren der Evan­ge­li­s­ten Johan­nes, Matt­häus, Mar­kus und Lukas auf Wol­ken; über Letz­te­rem, der zugle­ich als Patron der Mal­er vere­hrt wird, wie am bei­ge­füg­ten Mut­ter­got­te­s­bild ersic­htlich, fin­det sich die schon erwähn­te Stuck­büs­te C. D. Asams.

Orgel und Psallierchor

Beim Ver­las­sen der Kirc­he zie­ht die von Pie­tro Fran­ce­s­co Gior­gi­o­li aus Wel­ten­bur­ger Mar­mor gesc­haf­fe­ne Orge­lem­po­re die Auf­merk­sam­ke­it auf sich. Der 1728/29 aus­ge­führ­te Orgel­pro­s­pekt kann sei­nen Entwer­fer, den berühm­ten Orgel­ba­u­me­i­s­ter J.K. Bran­den­ste­in, nic­ht ver­le­u­g­nen. Das Werk umfasst heu­te 13 Regi­s­ter, ver­te­ilt auf ein Manu­al und Pedal. Hin­ter der Orgel lässt sich vom Kirc­hen­sc­hiff aus ein lic­hter­füllter Raum era­hnen, der durch das Gebälk an den Hau­p­tra­um gebun­den ist. Die­ser über eine bequ­eme Wen­del­tre­ppe erre­ic­hb­are inti­me Raum dient dem Chor­ge­bet der Mönc­he. Das mit Schnit­ze­re­i­en und Int­ar­si­en ver­zi­er­te Chor­ge­s­tühl aus Eic­hen- und Fic­hten­holz (um 1730) ist hufe­i­sen­för­mig ange­ord­net. Die bei­den Asam-Fre­s­ken am Gewöl­be (von 1736) erma­hnen zu einem guten Chorgebet.

Dis­po­si­ti­on
Manu­al 
Prin­ci­pal (8′) 
Gam­ba-Bas­so (8′) 
Gam­ba-Disk. (8′) 
Echo (8′) 
Copel (8′) 
Fla­u­ten (4′) 
Gembs­horn (4′) 
Qint (3′) 
Wald­fla­u­ten (2′) 
Super­oc­tav (2′) 
Mixtur 3fach (1′) 
Octav (4′) 

Pedal 
Sub­bass (16′) 
Octav­bass (8′) 

Manu­a­lum­fang: C, D, E. F, G, A – c‘ 
Peda­lum­fang: C, D, E, F, G, A – a°. Über das Pedal erklin­gen auch die Manu­al­re­gi­s­ter, es ist also „ange­hängt“ und hat zwei Pedal­re­gi­s­ter zusätzlich. 
Mec­ha­ni­sc­he Trak­tu­ren, die in ihrem his­to­ri­sc­hen Zus­tand belas­sen wurden. 
Die Win­dan­la­ge arbe­i­tet mit Ven­ti­la­tor und Maga­zin­balg oder nach Wahl mit drei rekon­stru­i­er­ten Keil­bäl­gen, wie sie 1729 üblich waren; sie wer­den wahlwe­i­se wie früher mit den Hän­den oder durch Elek­tro­mo­to­ren auf­ge­zo­gen, so auch bei unse­rer Aufnahme. 

 

Hör­be­i­s­pi­el: Pas­to­ra­le F‑Dur, BWV 590 aus der CD Dona­u­klös­ter Wel­ten­burg, Met­ten, Nie­de­ral­ta­ich, erhäl­tlich im Klosterladen.

Glocken

Die Gloc­ken I – III stam­men aus der Gloc­ken­gi­e­ße­rei Otto, Heme­lin­gen bei Bre­men, 1948. Ihre Patro­ne sind St. Bene­dikt, St. Geor­gi­us und Hl. Schutzengel. 

I.g‘ + 2. „Die für Gloc­ken typi­sc­hen Abwe­ic­hun­gen von den Tönen der tem­pe­ri­er­ten Stim­mung wer­den in Sec­hze­hn­teln eines Halb­to­nes ange­g­eben. Bezug­s­ton ist a‘ = 435 Hz.“ (Kurt Kra­mer in „Die Gloc­ke und ihr Geläu­te“), Ø 102 cm, ca. 650 kg, Holz­joch, Stun­den­sc­hlag der Uhr. 
Insc­hri­ft: 547 PAX 1947 JUBILATE DEO, Bild­nis: „St. Benedictus“. 

II.a‘ + 4, Ø 90,5 cm, ca. 500 kg Insc­hri­ft; ESTOTE FORTES IN BELLO – Seid stand­ha­ft im Kam­pf, Bild­nis: ST. Georg. 

III. h‘ + 4, Ø 80 cm, ca. 320 kg. Insc­hri­ft: ANGELUS DEI VOBISCUM EST – Der Engel Got­tes ist mit Euch. Bild­nis: Ein Schutzengel. 

IV. Gegos­sen 1642 von Georg Schelc­hs­horn in Regen­s­burg, d“ – 3, Ø 71,5 cm, ca. 250 kg. Vier­tel­stun­den­sc­hlag der Uhr. Insc­hri­f­ten: An der Schul­ter zwe­i­ze­i­lig: CAMPANAM ISTAM FIERI CVRAVIT MATTHIAS ABBAS IN WELTENBVRG ANNO MDCXLII ( Dass die­se Gloc­ke gegos­sen wur­de veran­las­s­te Abt Matt­hi­as in Wel­ten­burg im Jahre 1642). GEORG SCHELCHSHORN VON REGENSBVRG GOS MICH – AVS DEM FEVER FLOS ICH 
(In einem Kun­st­führer 1986 wird die Gloc­ke unter den Kün­stler- und Han­dwer­ker­na­men – Schelc­hs­horn – irr­tüm­lic­he­rwe­i­se als „nic­ht mehr vor­han­den“ aufgeführt.) 

Hör­pr­obe der Gloc­ken, CD Dona­u­klös­ter Wel­ten­burg, Met­ten, Nie­de­ral­ta­ich, erhäl­tlich im Klosterladen.