Hochaltar

Schon im Vorra­um zie­ht das fern im Däm­mer aufle­uc­ht­ende »The­a­trum sac­rum« des 1721 von E.Q. Asam begon­ne­nen, 1723/24 von sei­ner Schwe­s­ter Maria Salo­me (verh. Born­sc­hlögl) gefas­s­ten und wohl erst 1734 vol­len­de­ten Hoc­hal­tars mit dem son­ne­nar­ti­gen Rund­fen­ster die Auf­merk­sam­ke­it auf sich. Die Alta­rwand ist in der Mit­te durch einen hohen Bogen geöffnet, den je zwei gedre­hte Mar­mor­säu­len flan­ki­e­ren. Unter die­sem Tri­ump­hbo­gen ersc­he­int in blen­den­dem Gegen­lic­ht der mit sei­nem roten Tat­zen­kre­uz (Bes­tand­te­il des Wel­ten­bur­ger Wappens) beze­ic­hn­ete Kirc­hen­pa­tron St. Georg als römi­sch-chri­s­tlic­her Held zu Pferd in blit­zen­der Rüs­tung. Auf einen Denk­mal­soc­kel erhoben, führt er mit leic­hter Hand eine flam­mende Lan­ze gegen einen wütend sich auf­bäu­men­den Drac­hen, dem sich die eben­so lebens­na­he libysc­he Prin­zes­sin durch das Dazwi­sc­hen­fa­hren ihres Ret­ters St. Georg fluc­htar­tig ent­zi­e­hen kann. Die­se trotz aller Dra­ma­tik in einer pyra­mi­da­len Kom­po­si­ti­on gebann­te Sze­ne aus der Leg­ende des Hei­li­gen erhält eine wir­kung­s­vol­le Ste­i­ge­rung durch die bühne­nar­tig-effekt­vol­le Lic­ht­führung: Der aus übe­rir­di­sch sche­i­nen­der Lic­ht­fül­le in die Däm­me­rung des  Kirc­hen­ra­ums sto­ß­ende Stre­i­ter Chri­s­ti wird schlec­ht­hin zum Vorre­i­ter im Kam­pf des Lic­htes gegen die Fin­ster­nis. Dem­ge­mäß ist hin­ter der Alta­röffnung in dem bühnen­bil­dar­ti­gen Apsi­s­fre­s­ko von Vater und Sohn Asam die ohne Erb­sün­de emp­fan­ge­ne Jung­frau Maria als Schlan­gen­zer­tre­te­rin abge­bil­det. Über sie und den hl. Georg hält der in den Wol­ken thro­n­ende Gott-Vater sei­ne schüt­z­ende Hand.

Von der vollpla­s­ti­sc­hen Dre­i­er­gru­ppe unter dem Tri­ump­hbo­gen lei­ten zwei eben­falls über­l­eben­s­gro­ße Stuck­s­ta­tu­en zum Publi­kum über. Sie sind nic­ht Akte­u­re, son­dern Inter­pre­ten die­ses Scha­u­s­pi­els und des­halb far­blich davon abge­setzt: links der hl. Bisc­hof Mar­tin, der zwe­ite Patron die­ser Kirc­he, des­sen Attri­but, die Gans, gegen den Drac­hen zisc­helt, während sich ein nack­ter Put­to gle­ich dem Bet­tler vor Ami­ens in einen Teil des Mar­tins­man­tels hüllt; rec­hts der hl. Abt Mau­rus, der als Namen­s­pa­tron des Bau­he­rrn Abt Mau­rus Bäc­hl des­sen Gesic­hts­züge trägt. Ihre Mar­mor­fas­sung ver­bin­det sie mit der zwi­sc­hen den bei­den Erzen­geln Gabri­el und Mic­ha­el leib­ha­f­tig in den Him­mel erhobe­nen Mut­ter­got­tes im Aus­zug des Altars; sie wird von ihrem Sohn erwar­tet, der im Dec­ken­fre­s­ko darüber dar­ge­s­tellt ist. Alle­in schon die­se the­ma­ti­sc­he Über­sc­hne­i­dung mit dem Apsi­s­ge­mäl­de spric­ht für eine nac­hträglic­he Ände­rung des Hoc­hal­tars (noch durch die Asams selbst).

Eine wei­te­re Bede­u­tung­s­ebe­ne ergibt sich am Hoc­hal­tar durch das Prun­kwa­ppen des (1721 in Wel­ten­burg wei­len den) Kur­für­s­ten Max Ema­nu­el im Zenit des Tri­ump­hbo­gens; er streb­te eine Wie­der­be­le­bung des Wit­tel­sbac­her Geor­gi-Rit­te­ror­dens an, was dann sein Sohn Karl Albrec­ht 1729 rea­li­si­er­te. Die guten Bezi­e­hun­gen Wel­ten­burgs zu den baye­ri­sc­hen Herr­sc­hern soll auch das Asam’sche Dec­ken­fre­s­ko des Pre­s­byte­ri­ums bele­gen, das Her­zog Tas­s­ilo III. als Sti­f­ter des segen­s­re­ic­hen Bene­dik­ti­ner­klo­s­ters Wel­ten­burg zeigt.