Advent 2009 – Advent 2010
Wer von Ihnen in den letzten Wochen bei uns im Kloster war, wird sich gewundert haben, dass er nicht wie gewohnt durch das Westtor in den Klosterhof fahren oder gehen konnte, sondern von einem Bauzaun aufgehalten wurde.
Unmittelbar nach Ende der Saison haben wir Anfang November mit der schon lange anstehenden Fortsetzung der Generalsanierung der Klosteranlage begonnen. Die Maßnahme umfasst den Torbau und den Trakt an der Donau, in dem die Begegnungsstätte St. Georg unterbracht ist. Das dortige Engagement in der Erwachsenenbildung ist ein wichtiger Teil des pastoralen Wirkens der Abtei. Um dieses auch in Zukunft zeitgemäß leisten zu können, bedarf es neben den denkmalpflegerischen Maßnahmen zum Erhalt der Wirtschaftsgebäude, die wesentlich zum Gesamtkunstwerk der barocken Klosteranlage gehören, auch einer Verbesserung der Organisation des Gästehauses durch bauliche Veränderungen. Gleichzeitig wird das Übernachtungsangebot gesteigert durch den Einbau von weiteren Zimmern im Dachgeschoss. Es ist dringend erforderlich, die Auflagen des Brandschutzes umzusetzen und die Installation zu erneuern. Durch die Renovierungsarbeiten möchten wir es älteren und behinderten Gästen möglich machen, ohne Hindernisse bei uns wohnen zu können. So ist nicht nur ein Aufzug bei der neuen Rezeption im Torbau geplant, sondern auch die Ausstattung von vier behindertengerechten Zimmern. Seit der Errichtung des Gästehauses in den 70er Jahren hat sich verständlicherweise vieles abgenutzt, so dass wir auch die Zimmer dort vollständig erneuern müssen.
Wir möchten dadurch wieder mehr der Regel unseres hl. Vaters Benedikt entsprechen können, der in der Gastfreundschaft eine große Aufgabe für seine Klöster sieht. Wir rechnen mit einer Bauzeit von ungefähr drei Jahren. Bis zum Oktober des kommenden Jahres kann der Gästebetrieb wie gewohnt weiter laufen. So bieten wir Ihnen wieder ein umfangreiches Kursprogramm an. Auch für das Jahr 2011 ist unser Gästehaus von sonstigen Gruppen und Tagungen bereits sehr gut gebucht.
Ein großer Einschnitt im wirtschaftlichen Bereich unseres Klosters ist die Gründung der Weltenburger Klosterbetriebe GmbH zum 1. November, die die Klosterschenke und das Gästehaus umfasst.
Zu diesem Datum endete die Verpachtung der Klosterschenke an Familie Röhrl, nachdem diese seit 1934 in dritter Generation die Gaststätte betrieben hatte. Für ihr vielfältiges Engagement nicht nur in der Gastronomie, sondern auch auf kultureller Ebene wie etwa die Weltenburger Musikgemeinschaft, der Gruppe Geschichte der Weltenburger Akademie und im Verein der Freunde der Abtei möchten wir uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bedanken.
Doch Familie Röhrl bleibt Weltenburg weiter verbunden, da Anton Röhrl jun. zusammen mit unserem Zellerar P. Benedikt die Geschäftsführung der GmbH übernommen hat. Nach der Winterpause werden ab März auch die beiden Küchen zusammengelegt, so dass Konvent und Klostergäste von der Schenke bekocht werden.
Nach dieser kurzen Vorausschau möchten wir Ihnen aber auch wie gewohnt einen Einblick in die Ereignisse des zurückliegenden Jahres geben.
Zum siebten mal richteten wir am ersten Adventswochenende den Klostermarkt aus. Wie schon in den vorhergehenden Jahren zog er Tausende von Besuchern an. Die Eröffnung wurde vom Bayerischen Fernsehen aufgezeichnet und mehrmals ausgestrahlt.
Zu den herausragenden Ereignissen für unsere Klostergemeinschaft gehört im Jahr 2009 sicher die Tagung der Dialog-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz mit der Orthodoxen Kirche vom 7. bis 10. Dezember in unserem Gästehaus. Wir freuten uns über den Besuch der 20 Teilnehmer, die zusammen mit unserem Diözesanbischof Gerhard-Ludwig Müller diese Tage bei uns verbrachten. Unter ihnen waren auch Bischof Gerhard Feige von Magdeburg sowie Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger aus Hildesheim. Begrüßen durften wir zu diesem Anlass die orthodoxen Erzbischöfe Teofan und Filipp sowie Bischof Serafim. Das Pontifikalamt zum Hochfest Maria Immaculata zelebrierte Bischof Gerhard Ludwig. Tags darauf feierte Bischof Gerhard Feige das Konventamt.
Bischof Gerhard Ludwig kam noch zu zwei weiteren Anlässen nach Weltenburg. Am Dreifaltigkeitsfest eröffnete er mit einem Pontifikalamt das 250. Jubiläumsjahr der Weltenburg Dreifaltigkeits-Bruderschaft. Als er zusammen mit einer ökumenischen Delegation der lutherischen Kirchen am 27. Oktober Kloster Weltenburg besuchte, sangen wir gemeinsam die Vesper.
Ferner besuchte uns der inzwischen zum Kardinal ernannte Münchener Erzbischof Reinhard Marx. Mit seinen Mitarbeitern machte er am 27. Mai einen Ausflug nach Weltenburg. Im August verbrachte zweimal Erzbischof Flavian-Joseph Melki von der syrisch-antiochenischen Kirche im Libanon einige Tage bei uns. Am Hochfest unserer Klostergründer Eustasius und Agilus zelebrierte er das Konventamt.
Im Februar hat Fr. Lukas an der Universität Regensburg das Theologiestudium mit dem Diplom abgeschlossen. Aus der Hand unseres benediktinischen Mitbruders Bischof Gregor Maria Hanke OSB empfing er am 23. April, dem Hochfest unseres Kirchenpatrons, des hl. Georg, die Diakonatsweihe. Seit September ist er im Rahmen des Pastoralkurses der Diözesen Regensburg-Passau bei Dekan Hans Maier in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Kelheim eingesetzt.
Da im Februar die Eltern von P. Gregor im Krankenhaus sein mussten, reiste er zu ihnen. Leider verstarb sein Vater kurz vor seiner Ankunft in der Heimat. Aufgrund der sehr starken Schneefälle in diesen Tagen konnte vom Konvent leider niemand an der Beerdigung von P. Gregors Vater teilnehmen.
Zwei Wochen später ließ sich P. Gregor am 23. Februar von zahlreichen Gästen anlässlich seines 50. Geburtstages feiern. Sogar die Mittelbayerische Zeitung folgte der Einladung in den gefüllten Barocksaal und berichtete Tags darauf mit Bericht und Foto der Ehrengäste. Der Festtag begann bereits morgens mit einem Ständchen der Kindergartenkinder aus Staubing und endete mit der Festmesse unter musikalischer Beteiligung des Weltenburger Kirchenchores. Inzwischen hat er begonnen, das silberne Professjubiläum im kommenden Jahr vorzubereiten.
Auch Abt Thomas und P. Benedikt vollendeten das 50. Lebensjahr. P. Benedikt konnte am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, 15. August, auf 25 Jahre monastische Profess zurückblicken.
Anfang Juli führten Abtpräses Barnabas aus Ettal und P. Prior Vinzenz aus Niederaltaich die kanonische Visitation durch. Im Anschluss an diese hielt uns Abt Barnabas im November eine geistliche Konferenz über das erste Kapitel der Benediktsregel. Stärkung für unser geistliches Leben hatten wir auch zu Beginn des Jahres in den Konventexerzitien erhalten. P. Michael Hösl von den Passionisten in München begleitete uns durch diese Tage.
Unser diesjähriger Konventausflug führte uns zunächst nach Waldsassen. Dort besuchten wir die Zisterzienserinnen, die uns sehr freundlich aufnahmen und zu Mittag und Kaffee bewirteten. Frau Priorin führte uns durch das Kloster und die berühmte Bibliothek. Zusammen mit den Schwestern sangen wir die Mittagshore in ihrer Klosterkirche. Danach besichtigten wir die Wallfahrtskirche „Kappel“. In Konnersreuth besuchten wir das Grab von Therese Neumann. Pfarrer Dr. Wolfgang Vogl zeigte uns das Haus der Resl und führte uns in ihre Spiritualität ein.
Von unseren Gästen möchten wir noch besonders den Eichstätter Neupriester Laurent Koch erwähnen, der uns am 9. Juli den Primizsegen spendete.
Pfarrer i. R. Josef Fersch aus Plankstetten war am Hochfest des hl. Benedikt unser Festprediger. Ordensmänner aus dem ganzen Bistum versammelten sich Anfang November zur Herbst-Versammlung der AGOM (Arbeitsgemeinschaft der Ordensmänner der Diözese Regensburg) bei uns.
Ein sehr „unerfreulicher Besucher“, der gleich mehrere Male im Kloster „gastierte“, war die Donau. Fünf mal gab es kleinere Hochwässer. Zu Fronleichnam und Anfang August musste die Feuerwehr den Hochwasserschutz aufbauen. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 2006 konnte er sich zum ersten Mal bewähren.
Eine angenehmere Beschäftigung mit Wasser war am 2. Oktober der diesjährige Schöpfungstag der Diözese Regensburg, der für Jung und Alt rund um den Donaudurchbruch stattfand. Mit einem Wortgottesdienst zum Thema „Wasser des Lebens“ eröffnete Abt Thomas diesen gemeinsam mit Domkapitular Peter Hubbauer in der Abteikirche.
Ein erfreuliches Ereignis für unseren Oblatenkreis war die Oblation von Frau Sabine Großmann aus Lehrte am 8. August. Sie erhielt den Namen Sr. Theresia. Am 16. Januar war bereits Herr Lambert Hellmann aus Ense-Bremen in das Probejahr aufgenommen worden. Beide verbrachten wie auch einige andere Oblaten mehrere Tage bei uns.
Ein „außergewöhnlicher Gast“ war am 16. Juli im Kloster zu Besuch. Auf ihrer Reise durch Deutschland und andere Länder machte der Schrein mit den Reliquien der hl. Margareta Maria Alacoque in der Abteikirche Station. Die ganze Nacht hindurch waren dort viele Beter zugegen.
In Dankbarkeit und lieber Erinnerung möchten wir am Ende unserer Jahreschronik dreier Verstorbener gedenken, die unserem Kloster über lange Zeit sehr verbunden waren:
Am 29. Mai verstarb in Regensburg im Alter von 79 Jahren Herr Anton Brunner, der frühere Direktor der Brauerei Bischofshof. Auf seine Initiative und unter seiner Federführung wurde 1972 ein Vertrag mit der bischöflichen Brauerei geschlossen, so dass seitdem die Klosterbrauerei von der Brauerei Bischofshof als GmbH in Personalunion geführt wird. So war der Fortbestand unserer Klosterbrauerei gesichert. 1982 wurde das Sudhaus erneuert und technisch auf modernsten Stand gebracht.
Am 17. September verstarb Schneidermeister Joseph Urban aus Oberronning. Über viele Jahre hatte er für unseren Konvent die Habite geschneidert.
Pfarrer Josef Brandner aus München wurde nach langer schwerer Krankheit am 15. Oktober von Gott heim gerufen. Fast zehn Jahre lang leitete er die Priesterexerzitien im Gästehaus und hatte auch unserem Konvent zwei mal Exerzitien gehalten. Sehr gerne war er bei uns zu Gast und uns Mönchen sehr verbunden.
Mögen sie und alle, die uns in Gottes Ewigkeit vorausgegangen sind, ruhen in Gottes Frieden.
Mit einem Tor haben wir diesen Jahresbericht begonnen: Die verschlossene Zufahrt zum Klosterhof. Von einem anderen Tor singen wir in diesen Tagen und Wochen des Advents: „…denn verschlossen war das Tor – bis der Heiland trat hervor“.
Wieder neu feiern wir an Weihnachten den Eintritt Gottes als Mensch in unsere Geschichte. In seinem Sohn Jesus Christus reißt Gott das Tor zum Himmel weit auf. Advent erfüllt das Herz mit Hoffnung. Möge auch Ihr Herz mit adventlicher Hoffnung und weihnachtlicher Freude erfüllt sein.
Das wünschen Ihnen von Herzen
Ihre Benediktiner von Weltenburg