Pressemitteilung anläßlich der öffentlichen Präsentation der abgeschlossenen Restauration der Hauptfiguren am Hochaltar
22.11.2001
Fast drei Jahre war der Blick auf den berühmten Hochaltar der Klosterkirche durch ein Gerüst verdeckt. In der ersten Etappe wurden die lebensgroßen Hauptfiguren, der hl. Georg auf dem Pferd, der den Drachen tötet, die Königstochter, sowie die hll. Martin und Maurus restauriert.
Egid Quirin Asam hat diese Figuren zwischen 1721 und 1723 geschaffen. Dazu hat er zunächst ein Stützgerüst aus Eisen angefertigt, das er anschließend mit Stroh umwickelte, um darauf mit grobem Stuckmörtel die Form zu modellieren. Aus Gründen der Gewichtsersparnis wurde der Mörtel mit Holzkohlestücken versetzt. Für die endgültige Formgebung und die Ausarbeitung der Oberflächen fand eine feinkörnige und dichtere Stuckmasse Verwendung. Die farbige Fassung und Vergoldung der Figuren hat möglicherweise Salome Bornschlögl, die Schwester der Asambrüder ausgeführt. Ihre Anwesenheit im Kloster vom September 1723 bis Juli 1724 ist archivalisch belegt. Für die Ausführung von Fassarbeiten erhält sie in dieser Zeit täglich einen Gulden – bei freier Kost und Logis.
Schon seit längerer Zeit waren an den Figuren Schäden beobachtet worden. 1997 hat deshalb das Kloster im Einvernehmen mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eine Untersuchung veranlasst, um die Ursachen und das Ausmaß der Schäden zu klären. Schnell hat sich gezeigt, dass der Bestand akut gefährdet ist und dringender Handlungsbedarf besteht. Die vorhandenen Vergoldungen, Versilberungen und Farbfassungen, die bei der letzten Renovierung 1960 bis 1962 vollständig erneuert worden waren, lösten sich zum Teil in großen Schollen vom Untergrund ab. Außerdem war zu befürchten, dass damit auch die zumindest in Teilbereichen noch vorhandene Originalfassung geschädigt würde, stellenweise war sogar die obere Stuckschicht in Mitleidenschaft gezogen. Neben den klimatischen Problemen des Kirchenraumes sind auch die früheren Restaurierungen als ursächlich für die Schäden anzusehen. Es wurde deshalb ein Restaurierungskonzept mit dem Ziel entwickelt, die Maßnahmen früherer Bearbeitungen möglichst rückgängig zu machen und den ursprünglichen Bestand, soweit noch vorhanden, zu konservieren und wo nötig, zu ergänzen.
Nach Abschluss der Voruntersuchung und der Anlage verschiedener Arbeitsmuster konnte im Januar 1999 mit den Restaurierungsarbeiten begonnen werden. Nach der Sicherung und Festigung gefährdeter Bereiche wurde zunächst die technisch problematische Fassung und Vergoldung der sechziger Jahre entfernt. Die Abnahme erfolgte größtenteils mit Skalpellen, zum Teil auch mit Lösemitteln. Die originale Fassung fand sich dabei nur noch in Teilbereichen. Zum großen Teil ist sie bereits im 19. Jahrhundert verloren gegangen, vor oder während der umfassenden Restaurierung in den Jahren 1874/75. Größere Oberflächen mit ursprünglicher Metallauflage und Fassung konnten am Drachen, Gesicht des hl. Georg, Pferdedecke, Königstochter und Kopf des hl. Martin freigelegt werden. Vielfach ist die Originalfassung jedoch stark reduziert, nur noch fragmentarisch erhalten oder vollständig zerstört, so dass in Teilbereichen auch Erneuerungen der Fassung erforderlich wurden. Als Anhaltspunkte für die Rekonstruktion standen manchmal nur minimalste Farbbefunde zur Verfügung. Zudem war eine harmonische Abstimmung mit den gealterten originalen Oberflächen zu gewährleisten, was sich als besondere Herausforderung erwies.
Während der Bearbeitung konnten interessante Befunde aufgedeckt werden, die in Teilbereichen zu einer grundlegenden Veränderung des gewohnten Erscheinungsbildes geführt haben. Am augenfälligsten ist das bei den beiden Assistenzfiguren, den hll. Martin und Maurus. Bislang waren sie versilbert und vergoldet, jetzt sind sie weiß, in der Wirkung wie Steinskulpturen. Der Blick wird damit wieder mehr auf die gold- und silberglänzende zentrale Figur des hl. Georg gelenkt. Auch hier gibt es Veränderungen im Detail – der Harnisch ist jetzt Gold statt Silber, das zuletzt goldene Brustkreuz leuchtet wieder rot wie im 19. Jahrhundert.