Advent 2000 – Advent 2001
« Die Heiligen kommen wieder. » Unter diesem Titel wurde vor über 25 Jahren ein Buch über die Heiligen und ihre Verehrung veröffentlicht. In diesem Jahr können wir diesen Buchtitel sehr wörtlich nehmen und ihn über den Hochaltar unserer Kirche schreiben. Fast drei Jahre zeigten sich zahlreiche Besucher der Abteikirche enttäuscht, als sie bei ihrem Betreten den gesamten Hochaltar eingerüstet fanden. Lediglich ein riesiges Foto deutete an, was sonst hinter den Abdeckungen zu sehen war. Im Oktober war es nach fast drei Jahre dauernden Arbeiten so weit. Die Vorhänge konnten abgenommen und dann auch das Gerüst abgebaut werden. St. Georg, der Drache und die Prinzessin erstrahlen in neuem Glanz. Aufmerksame Beobachter können auch gleich Veränderungen gegenüber dem früheren Aussehen feststellen. Man hat bei der jetzigen Restaurierung die Originalfassung von Egid Quirin Asam wieder hergestellt. Am auffälligsten ist das bei den beiden Assistenzfiguren St. Martin und St. Maurus zu beobachten. Die früher Gold gefassten Figuren erscheinen nun in elfenbeinfarbenem Weiß. Die Leitung der Maßnahme lag in der Hand des Staatlichen Hochbauamtes Landshut unter fachlicher Beratung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Die Arbeiten führte die Firma Preis et Preis aus Parsberg aus. Federführend vor Ort war vor allem Herr Restaurator Karl Menner. Die Hälfte der Kosten wurde von der PROJUVIS-Stiftung übernommen, wofür Herrn Dicker und den Mitgliedern seines Stiftungsrates unser aufrichtiger und tief empfundener Dank gilt. Die andere Hälfte wurde durch den Freistaat Bayern finanziert. Leider wird die Freude über den freien Blick nicht lange währen. Für den nächsten Restaurierungsabschnitt wird Anfang des neuen Jahres 2002 der Altarraum bald eingerüstet. Voraussichtlich werden sich die Arbeiten bis zum Jahre 2007 in mehreren Bauabschnitten von vorne nach hinten im Kirchenraum hinziehen. Ebenso beginnt im kommenden Jahr die Sanierung der Dachkonstruktion einschließlich der Dachdeckung sowie der Fassaden der Abteikirche.
Die Substanzsicherung und Restaurierung des Konventgebäudes geht zügig voran. An den Außenfassaden und den Dächern zeigten sich umfangreiche Schäden. Der Ostflügel und ein Drittel des Nordflügels sind nun fertig. Für den Ostflügel besteht eine staatliche Baulast, da er nach der Säkularisation als Pfarrhof diente. Mit der Architektenleistung und der Bauleitung wurde sowohl vom Staatlichen Hochbauamt als auch von der Abtei Herr Arnulf Magerl, Obertraubing, beauftragt. So wissen wir die Bewältigung dieser umfangreichen Maßnahme wieder in kompetenten Händen, die sich bei früheren Projekten schon bewährt haben. Weitgehend konnten die Arbeiten an heimische Firmen aus unserer Umgebung vergeben werden. Im April begannen die Vorarbeiten im Klostergarten. Anfang Mai mussten diese vorübergehend kurz eingestellt werden, da beim Errichten der Baustraße Skelettreste gefunden wurden. An dieser Stelle östlich der Apsis der Kirche befand sich früher der Klosterfriedhof. Die Gebeine wurden nach einer Prüfung durch Archäologen in der Gruft an der Südseite der Kirche beigesetzt. Eine weitere Verzögerung gab es im Juli. Ein schwerer Sturm, der in Kelheim ein Todesopfer forderte, zog eine Spur der Verwüstung durch ganz Süddeutschland ; dabei wurden die Planen des Schutzdaches weggerissen, so daß Regenwasser durch die Stuckdecke in die Bibliothek eindrang. Angesichts solcher Wasserschäden von oben sind wir froh, dass nun endlich die großen Hochwasserschäden des Jahres 1999 fast vollständig behoben sind. In diesem Zusammenhang ist auch die Sakristei komplett renoviert worden. Die Stuckatur und die großen Gemälde leuchten in neuem Glanz. Nach einem etwa zweijährigem Provisorium im Klausurgang der ersten Etage sind wir mit dem Sakristan, P. Josef, froh, wieder die Sakristei nutzen zu können.
Auch die Dorfkirche konnte inzwischen wiederhergestellt werden. Am Pfingsmontag weihte Abt Thomas den neuen Volksaltar aus Kelheimer Marmor, der vom Bildhauer Markus Wurmer aus Hausen gefertigt worden war. Seit diesem Tag können P. Josef, P. Gregor und P. Stephan dort wieder Gottesdienste feiern. Allerdings mussten die Außenarbeiten am Turm noch fortgesetzt werden, so dass erst zum Kirchweihfest im Oktober der Abschluss der Renovierungen gefeiert werden konnte. Eine weitere Altarkonsekration nahm Abt Thomas nach Ende der mehrjährigen Renovierungen am Christkönigssonntag, 25.XI., in der Filialkirche Oberschambach vor, die von P. Thomas und P. Eustasius betreut wird. Beide arbeiten daran, die Seelsorge der bisher unabhängig existierenden Pfarrei Teuerting und der Expositur Einmuß (jeweils mit ihren Filialgemeinden) stärker zusammenzuführen. Für diese war es ebenfalls schon die zweite Altarweihe in diesem Jahr. Weihbischof Vinzenz Guggenberger hatte den neuen Volksaltar in der Filialkirche Unterwendling geweiht. Weitere Restaurierungsarbeiten gibt es derzeit in der Filialkirche Reissing sowie in Thaldorf, wo P. Prior Benedikt regelmäßig die Sonntagsgottesdienste hält. Angesichts so vieler Baumaßnahmen spötteln manche und deuten die Ordensabkürzung « OSB » mit « Oh, sie bauen. »
Wichtiger sind aber die « Arbeiten » am Gemeinschaftsleben. Wir begannen das neue Jahr 2001 wieder mit der geistlichen Zurüstung in den Konventexerzitien. Darin begleitete uns der Altabt von Gerleve, Dr. Clemens Schmeing, der jetzt Spiritual bei den Mitschwestern in Eibingen ist. Den Abschluss bildete die Gelübdeerneuerung in der ersten Vesper vom Hochfest der Erscheinung des Herrn. Nach dieser konnten wir unseren Kandidaten Neven Grgic einkleiden. Er wählte sich den in seiner Heimat Kroatien sehr verehrten hl. Antonius von Padua zum neuen Namenspatron. Am 18.IV. starb nach schwerer Krankheit seine Mutter, Wilma Trogrlic ; Fr. Rupert begleitete ihn zur Beerdigung.
Nicht nur im Noviziat gab es Zuwachs, sondern auch in der Gemeinschaft der Weltoblaten. Am 22.IX. wurde nach Beendigung des Probejahres Frau Margarete Staudigl, Würzburg, endgültig aufgenommen. Als Patronin wählte sie sich die hl. Maria Magdalena.
Zum Tag des gottgeweihten Lebens waren am 4.II. alle Ordensleute des Bistums zu einer feierlichen Vesper mit Predigt des Diözesanbischofs in den Dom eingeladen. Als Vorsänger fungierte eine zu diesem Anlass gebildete Schola von Mönchen unseres Klosters und der Nachbarabtei Rohr. Der Dom war gut gefüllt und alle waren anschließend zu einem Imbiss bei den Schulschwestern eingeladen, um die Möglichkeit der Begegnung zu haben.
Am 5.III. konnten wir den 75. Geburtstag von P. Clemens gemeinsam mit einer Abordnung seiner früheren Pfarrei Teuerting begehen. Von den dreizehn Mönchen im Haus ist er unser Senior. Er übernimmt noch Seelsorgsaushilfen und arbeitet außerhalb der Touristen-Saison im Klosterladen mit.
Am Benediktus-Fest, dem 11.VII. feierten wir das Silberne Abtsjubiläum von Altabt Thomas. Im abendlichen Pontifikalamt hielt Abtpräses Dr. Gregor Zasche die Festpredigt. Anschließend war ein gemütliches Beisammensein mit den zahlreichen Gästen und den Gläubigen aus den vom Kloster betreuten Gemeinden im Klosterhof bei Bier und Brezen.
Von den Gästen, die im Laufe des Jahres unser Kloster besuchten, seien einige besonders genannt. Am 5.IV. traf sich Diözesanbischof Manfred Müller mit dem Bayerischen Presseclub in Weltenburg. An der Feier seines 75. Geburtstages am 15.XI. nahm Abt Thomas am Pontifikalamt im Hohen Dom in Regensburg teil. Am 3.V. besuchte uns Weihbischof Corneliu Onila aus Rumänien. Drei mal kamen Bischöfe aus Südafrika zu Besuch, die aus dem Bistum Regensburg stammenden Oswald Hirmer (Umtata) und Hubert Bucher (Bethlehem) sowie der Franziskaner Michael Rowland (Dundec). An den Priesterexerzitien im November nahm Bischof Viktor von Augsburg teil. Es war seit seinem Besuch als Abtprimas am 2.X.1986 sein erster Besuch in Weltenburg. Aus dem Kreis der Äbte weilte über die bewährten Referenten beim Kommunnoviziat und dem « Kleinen Äbtetreffen » hinaus Abt Lawrence aus Ramsgate (England) einige Tage bei uns. Zwei mal spendeten uns Neupriester den Primizsegen. Am 8.VI. kam Raphael Schliebs mit mehreren Alumnen aus Paderborn und am 10.VII. P. David Riedl aus dem Nachbarkloster Rohr, dem Abt Thomas die Primizpredigt bei der Heimatprimiz in Neusorg hielt.
Das Konventleben wurde durch manch weitere Ereignisse bereichert, die übliche Faschingsfeier mit Buntem Programm im Martinssaal, nach der Anschaffung eines neuen Traktors eine Fahrzeugsegnung mit anschließender Brotzeit im Freien auf dem Buchhof und am 18.VIII. ein Fußballspiel gegen die Ministranten (es wurde 4:1 gewonnen – im Rückspiel gab es Revanche : 3:5 verloren).
Das erste Spiel war Bestandteil von zehntägigen TV-Dreharbeiten. Die österreichische « Tellux » Filmgesellschaft erstellte für das Bayerische Fernsehen und für das ORF einen 45minütigen Film über unseren Konvent. Regisseur Volker Schmidt hatte nach öfteren intensiven Vorgesprächen das Drehbuch geschrieben und die Aufnahmen geleitet. Vorgesehene Sendetermine sind Sonntag, 23. XII., 16.30 Uhr (Programm 3 sat), 1.Weihnachtsfeiertag 25.XII, 19.00 Uhr (3. Programm Bayerisches Fernsehen) und Dienstag, 5.II.2002, 19.30 Uhr (3. Programm Bayerisches Fernsehen). Im Rahmen einer Serie über Klöster an der Donau wurde der Film für die Reihe « Stationen » im Bayerischen Fernsehen gedreht. Die Sendetermine im Österreichischen Fernsehen sind noch nicht bekannt.
Der diesjährige Konventausflug ging am 18.IX. nach Freising. Der Direktor des Diözesanmuseums, Dr. Steiner, hielt uns eine umfangreiche Führung durch die Sonderausstellung « St. Georg, der Ritter mit dem Drachen ». Mehrere Aufsätze des Katalogs mit dem gleichen Titel dienten uns später als Tischlesung, die uns unseren Patron unter verschiedenen Gesichtspunkten neu nahe brachten. Das Mittagessen nahmen wir im Bräustüberl von Weihenstephan ein. Dann folgten Führungen durch den Dom mit Fürstengang und durch die Dombibliothek, deren Bestände z.T. auf den letzten Weltenburger Abt vor der Säkularisation, Benedikt Werner, zurückgehen. Er hatte nach der Klosteraufhebung in München gewohnt und seine dort aufgebaute umfangreiche Privatbibliothek dem neuerrichteten Seminar vererbt. Auf dem Rückweg haben wir in der Freisinger « Wieskirche » die Vesper gesungen.
Die Verbundenheit unserer Abtei mit anderen Klöstern wird durch gegenseitige Hilfen, Einladungen, Teilnahme an Festlichkeiten und Beerdigungen deutlich. Darüber hinaus fand in diesem Jahr das Generalkapitel Bayerischen Benediktinerkongregation (BBK) statt. Daran nahmen in Niederaltaich Abt Thomas und P. Thomas (als gewählter Deputierter) teil. Im Anschluss daran steht jeweils in den einzelnen Klöstern die « Ämtererneuerung » und Seniorenwahl an. Alle Offizialen wurden bestätigt und die bisherigen Senioren wieder gewählt.
Fr. Simon hat inzwischen mehr als die Hälfte der Lehrzeit als Schreiner bei der Firma Schmid in Abensberg absolviert. Fr. Rupert musste sich mit einer geringen Apfelernte zufrieden geben. Dafür waren die Honigerträge um so erfreulicher. Demnächst wird er Honiggläser mit einem eigenen Klosteretikett versehen. P. Josef konnte die Belegung im Gästehaus weiter steigern. Auch die Zahl der Tagesveranstaltungen hat sich vermehrt. Für Anfragen gibt es inzwischen eine eigene E‑Mail-Adresse : gaestehaus@kloster-weltenburg.de. P. Stephan hat nun das Theologiestudium in Salzburg abgeschlossen und begann mit Schuljahresanfang am Donau-Gymnasium in Kelheim das Fach Religion zu unterrichten. Er hält mit P. Gregor z.Zt. für den Gebetskreis einen mehrmonatigen Glaubenskurs. Zusätzlich zu den Hauptfesten der Bruderschaften werden immer wieder Einkehrtage angeboten. U.a. referierte dabei die bekannte Konvertitin Gabriele Kuby. Da mittlerweile immer mehr auswärtige Kirchenführer Gruppen nach Weltenburg begleiten, hält P. Leopold regelmäßig spezielle « Musterführungen », so daß es ein einigermaßen einheitliches Konzept gibt. Besonders beliebt sind bei den zahlreichen und großen Gruppen aus den USA seine musikalischen Einlagen, nämlich der Gesang eines Choralstückes. Für Anfragen, die die HVHS und auch die Kirchenführungen betreffen, wird in Kürze folgende E‑Mail-Adresse zur Verfügung stehen : info@hvhs-weltenburg.de. Nun kann auch der häufig geäußerte Wunsch nach Orgelmusik aus unserer Abteikirche erfüllt werden. Eine von P. Stephan vor längerer Zeit an der historischen Brandenstein-Orgel eingespielte CD ist jetzt fertiggestellt worden und kann im Klosterladen erworben bzw. auch bestellt werden. P. Prior ist mit dem steigenden Umsatz seit der Neugestaltung des Ladens sehr zufrieden. Besonders der Buchverkauf hat zugenommen.
Während diese Zeilen geschrieben werden, ist allerdings schon Winterruhe. Wenn zu Allerheiligen die Schifffahrt eingestellt wird und bald darauf die Klosterschenke schließt, kommen nur noch vereinzelt Gäste oder gar Gruppen zum Kloster. Das wissen allerdings gerade die Besucher des Gästehauses zu schätzen, das lediglich über Weihnachten und während der Konventexerzitien geschlossen ist. Wir wünschen auch Ihnen jetzt in den Wochen der adventlichen Vorbereitungen und zu den großen Festen ein paar stille, besinnliche Tage und dann ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Möge für uns alle trotz großen Leides und Schreckens auf der ganzen Welt das Jahr des Herrn 2002 ein Jahr des Friedens werden. Dafür hat auch der Papst wieder Glieder aller Religionsgemeinschaften zum Gebet nach Assisi eingeladen (24.I.). Gerade wir Klöster schließen uns dem an und halten das Anliegen in unseren Gebeten immer wieder lebendig. Auch Sie alle mit Ihren kleinen und großen Anliegen schließen wir dankbar für jede Verbundenheit in unser Gebet ein.
Dazu grüßen Sie Ihre Benediktiner von Weltenburg.